Rico Reißmann durchquerte 32 Länder: Mit dem Bollerwagen in 10 Jahren um die Welt

Der letzte Berg der Tour: Rico Reißmann beim Endspurt in Zeitz

Der letzte Berg der Tour: Rico Reißmann beim Endspurt in Zeitz

Foto: Johannes Proft

Zeitz – Sein Weg ins Glück dauerte zehn Jahre! Als Rico Reißmann (39) sich im Juni 2015 seinen Handwagen schnappte, wollte er vielleicht auch ein Stück weit der Krise davonlaufen: Die Freundin hatte ihm damals den Laufpass gegeben, der Job als Versicherungskaufmann brachte Geld, aber wenig Erfüllung. Jetzt, 32 951 Kilometer und zehn Jahre später, ist Rico zurück in Zeitz.

„Ich bin müde, aber unendlich glücklich. Ich habe keinen Schritt bereut“, sagt der Mann, der gerade um die Welt gelaufen ist.

Hinweis zur Darstellung der Route zwischen Punkt 25 und Punkt 28: Aufgrund der Lage der internationalen Datumsgrenze (zwischen Fidschi, Samoa und Neuseeland) kann die Reiseroute in Kartenprogrammen nicht als direkte Linie dargestellt werden

Reise durch 32 Länder in zehn Jahren

Die irre Welt-Tour mit dem Handwagen führte Reißmann durch 32 Länder: Der ehemalige Rugby-Spieler startete Richtung Osten, durchquerte Europa, Asien, Australien, Neuseeland und kehrte über Nordamerika zurück nach Westeuropa. „Meine längste Tagesetappe waren 54 Kilometer. An manchen Orten war ich nur eine Nacht, anderswo blieb ich länger“, erzählt Reißmann, der unter anderem in Japan mehrere Monate in einem Berghotel arbeitete.

Die aktuelle Kilometerzahl schrieb Reißmann immer an seinen Handwagen

Die aktuelle Kilometerzahl schrieb Reißmann immer an seinen Handwagen

Foto: Johannes Proft

25.000 Euro Budget für Reise

Reißmann, der fast immer in Sandalen lief, verzichtete unterwegs auf großen Luxus: „Ich habe oft in meinem Zelt geschlafen und manchmal mussten auch zwei Liter Wasser zum Duschen reichen“, sagt Reißmann, der die Tour mit Ersparnissen, Jobs und Spenden finanzierte. „Besonders in den USA steckten mir die Leute, die meine Wanderung gut fanden, immer wieder Geld zu. Insgesamt kommt man auf der Tour mit 25.000 Euro aus, wenn man sparsam ist“, rechnet der Weltwanderer vor.

Tropische Dusche auf den Fidschi-Inseln: Der Weltwanderer lebte sparsam

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Foto: Rico Reißmann

Zweimal Krankenhaus, ein Lkw-Crash

Ganz ohne Zwischenfälle verliefen die zehn Jahre jedoch nicht: Zweimal musste der Weltenbummler sogar ins Krankenhaus. „In der indischen Provinz Assam hatte ich eine Lebensmittelvergiftung. Nach vier Infusionen habe ich mich da aber aus Hygienegründen selbst entlassen“, erinnert er sich. In den USA drohte dann das Knie schlapp zu machen, aber nach drei Wochen Ruhe konnte Reißmann sich wieder vor seinen 60 Kilogramm schweren Handwagen spannen. Die größte Gefahr blieb jedoch der Straßenverkehr: Einmal wurde Reißmanns Handwagen sogar von einem Lkw gerammt.

Die meisten Nächte schlief Reißmann in seinem Zelt

Die meisten Nächte schlief Reißmann in seinem Zelt

Foto: Rico Reißmann

Unter 10.000 Menschen ist nur einer schlecht

Die wichtigste Erkenntnis der letzten zehn Jahre ist für Reißmann klar: „Ich habe bemerkt, dass 99,99 Prozent der Menschen wunderbar sind.“ Heißt: Mies ist nur jede zehntausendste Begegnung. Besonders in den ärmeren Gegenden sei er besonders zuvorkommend behandelt worden. „Sie ließen mich bei sich übernachten oder kochten für mich. In Asien gab es sogar mehrmals Hund.“

Der Start vor genau zehn Jahren: Reißmann wurde auf den ersten Metern von Freunden begeitet

Der Start vor genau zehn Jahren: Reißmann wurde auf den ersten Metern von Freunden begleitet

Foto: privat
Im Iran absolvierte Reißmann seine längste Tagesetappe

Im Iran absolvierte Reißmann seine längste Tagesetappe

Foto: Rico Reißmann
Endlose Weite: die Prärie Nordamerikas

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Foto: Rico Reißmann
Geschafft! Die Familie des Weltwanderers empfängt den Heimkehrer in Zeitz

Geschafft! Die Familie des Weltwanderers empfängt den Heimkehrer in Zeitz

Foto: Johannes Proft

Auch nach seiner Heimkehr nach Zeitz bleibt das Reisen für Reißmann der Hauptberuf: Er verdient sein Geld jetzt im Kundencenter eines bekannten Kreuzfahrt-Anbieters. Ob sich Reißmann selbst noch mal auf den Weg macht? Nicht ausgeschlossen! Schließlich fehlen noch Afrika und Südamerika.

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