Der Euro steht vor größter Veränderung seit dem Ende der D-Mark
Neben Banknoten und Münzen soll der Euro künftig auch als digitale Währung verfügbar sein. Zumindest hat sich der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) nach einer zweijährigen Untersuchungsphase dazu entschieden, den digitalen Euro technisch und rechtlich vorzubereiten.
Zwar kann das Projekt rund um den digitalen Euro theoretisch noch abgesägt werden, doch das ist bei der derzeitigen politischen Lage kaum denkbar, gilt der digitale Euro doch mittlerweile als Baustein europäischer Souveränität. Die Vorbereitungsphase begann schon am 1. November 2023. Sie soll insgesamt zwei Jahre dauern und die grundlegenden Voraussetzungen schaffen.
Das bedeutet, das Regelwerk soll fertiggestellt und Anbieter für die Entwicklung von Plattform und Infrastruktur ausgewählt werden. Laut Burkhard Balz, Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank, könnte die Einführung ab 2028 klappen, das sei jedoch der früheste Termin.
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Der Euro auf dem Smartphone

Der digitale Euro soll Bargeld nicht ersetzen, sondern ergänzen.
Doch was soll ein digitaler Euro sein? Für die EZB ist es eine wichtige Maßnahme, um die Währung auf die Zukunft vorzubereiten. Rein praktisch soll der digitale Euro wie Bargeld funktionieren, nur eben, dass man keine Münzen und Scheine mehr in die Hand nehmen muss. Bezahlt wird per Handy, laut EZB ohne zusätzliche Gebühren und mit den höchsten Datenschutzstandards.
Weil viele Leute eine Abschaffung des Bargelds befürchten, betont die EZB an vielen Stellen, dass der digitale Euro Bargeld nur ergänzen soll. Münzen und Scheine soll es auch weiterhin geben. Was man sich rund um den digitalen Euro bisher ausgedacht hat, ist in einem Bericht zusammengefasst worden.
Wichtige Merkmale des digitalen Euro

Die Bezahlung mit dem digitalen Euro soll über Apps, ähnlich wie bei Apple oder Google Pay, bzw. auch über Karten möglich sein.
So soll der digitale Euro umgesetzt werden:
- Der digitale Euro ist als Zentralbankgeld geplant. Genau wie Bargeld würde auch der digitale Euro von den Zentralbanken des Eurosystems herausgegeben – nicht von einem privaten Anbieter oder einem Technologiekonzern.
- Technisch würde der digitale Euro auf europäischen Infrastrukturen laufen. Damit will man unabhängiger von außereuropäischen Kartensystemen werden, die vor allem in den USA angesiedelt sind.
- Der digitale Euro wäre das erste digitale Zahlungsmittel, das im gesamten Euroraum nutzbar ist.
- Bereitgestellt soll die digitale Währung von sogenannten Intermediären werden, also nicht von der EZB selbst. Im Grunde dürfte es sich dabei um Banken und Zahlungsdienstleister handeln.
- Der digitale Euro soll zum Bezahlen zwischen Privatpersonen, an Verkaufsstellen, im Online-Handel und für staatliche Transaktionen benutzt werden können.
- Der digitale Euro soll in Echtzeit, online und auch offline funktionieren.
- Die Bezahlung mit dem digitalen Euro soll für Nutzer kostenlos sein.
- Die Bezahlung soll über eine Smartphone-App laufen, ähnlich wie bei Apple oder Google Pay. Es soll eine eigene App dafür geben, außerdem soll der digitale Euro in die Apps von Banken integriert werden. Wer kein Smartphone hat, soll den digitalen Euro aber auch nutzen können, etwa über Bezahlkarten.
- Der digitale Euro wird also auch eine Art Zusatzfunktion rund um das Girokonto sein.
- Ein 1:1-Umtausch von Bargeld in digitale Euro und umgekehrt soll möglich sein, etwa an Geldautomaten.
- Im Gegensatz zu vielen kommerziellen Anbietern verfolgt das Eurosystem kein Geschäftsmodell, das auf der Verwendung persönlicher Daten basiert; man kann also davon ausgehen, dass die Datenschutzstandards sehr hoch sind.
- Um Risiken für die Stabilität des Finanzsystems zu vermeiden, soll es eine Obergrenze geben, wie viele digitale Euro pro Person gehalten werden dürfen. Damit sollen im Krisenfall massenhafte digitale Abhebungen verhindert werden. Die genaue Höhe dieses Limits steht noch nicht fest.
Der digitale Euro ist noch längst nicht fertig, viele wichtige Punkte fehlen noch. Trotzdem schätzen Experten, dass man in vier bis fünf Jahren damit bezahlen könnte, wenn das Projekt durchgezogen wird.
Neben der konkreten technischen Umsetzung ist vor allem der rechtliche Rahmen für einen digitalen Euro noch eine Baustelle. Dafür liegt ein Vorschlag auf dem Tisch. Das Gesetzgebungsverfahren soll in den nächsten Jahren parallel zur technischen Vorbereitung laufen.