StadtentwicklungKrämmel muss nachbessern

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Etwa 422 Wohneinheiten möchte das Unternehmen Krämmel auf dem ehemaligen Edeka-Areal in Penzberg errichten. Den künftigen Bewohnern soll Car- und Lastenrad-Sharing angeboten werden.
Etwa 422 Wohneinheiten möchte das Unternehmen Krämmel auf dem ehemaligen Edeka-Areal in Penzberg errichten. Den künftigen Bewohnern soll Car- und Lastenrad-Sharing angeboten werden. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Drastische Reduzierung der Stellplätze: Der Penzberger Bauausschuss vertagt eine Entscheidung über das Mobilitätskonzept für die geplante Wohnbebauung auf dem Edeka-Areal.

Von Alexandra Vecchiato, Penzberg

Das Bauunternehmen Krämmel entwickelt auf dem südlichen Teil des ehemaligen Edeka-Areals in Penzberg eine Anlage mit etwa 422 Wohneinheiten. Das Quartier soll oberirdisch komplett autofrei sein. Alle Fahrzeuge, egal ob Auto oder Fahrrad, sollen demnach in einer Tiefgarage verschwinden – und zwar auf einer Ebene. Um dies zu bewerkstelligen, muss die Anzahl der Pkw-Stellplätze, die nach Satzung der Stadt für eine Wohnbebauung dieser Größenordnung gefordert wird, reduziert werden. Deshalb hat Krämmel die Veomo Consulting GmbH beauftragt, ein eigenes Mobilitätskonzept für das neue Quartier zu erarbeiten. Das Ergebnis gefiel dem Penzberger Bauausschuss nicht. Die Mitglieder kritisierten die drastische Reduzierung der Stellplätze von 661 auf 449.

Auf den ersten Blick ist das Konzept, das Philipp Geim von Veomo vorstellte, bestechend. Den künftigen Bewohnern der Neubauten, die auf vier Teilquartiere aufgeteilt sind, sollen diverse Alternativen zum eigenen Automobil schmackhaft gemacht werden. Und wer darauf nicht verzichten möchte oder kann, soll auf E-Fahrzeuge umsteigen. Dazu gibt es in der Tiefgarage Stellplätze mit Wallboxen zum Aufladen. Es sollen mindestens 971 Fahrradabstellanlagen gebaut werden, also 15 Prozent mehr als gefordert. Etwa 90 davon sind für Lastenräder gedacht. Um die Räder reparieren zu können, wird es zentral eine Servicestation geben.

Nicht jeder muss ein Fahrrad oder Auto sein Eigen nennen. Car- und Lastenrad-Sharing ist vorgesehen. Des Weiteren können Handwagen und Anhänger ausgeliehen werden. Geim betonte, es werde vier Leihfahrzeuge, acht Lastenräder wie auch acht Handwagen/Fahrradanhänger geben. Der Fachmann führte weiter aus, dass man bei den Bewohnern der sozial geförderten Appartements davon ausgehen könne, dass sie oftmals gar kein Auto besäßen. Überhaupt: je kleiner die Wohnung, desto weniger Bedarf an einem Parkplatz. Laut Geim bräuchten überwiegend Familien Platz fürs Auto. Das Konzept sieht insbesondere eine Reduzierung der Besucherstellplätze vor. Ursprünglich sollten es 191 Plätze sein, nun bleiben 27.

Bauausschuss trägt Konzept nicht mit

Widerspruch blieb nicht aus. Eine Reduzierung erschien Sebastian Fügener (Grüne) schon allein deshalb nicht logisch, weil ursprünglich 380 Wohneinheiten vorgesehen waren. Krämmel plant jedoch mehr, nämlich etwa 422. Mehr Wohneinheiten bedeuteten erfahrungsgemäß auch mehr Fahrzeuge, so Fügener. Die Stadt habe schlechte Erfahrungen gemacht. Jüngst bei ihrem eigenen Bauprojekt, der Wohnanlage An den Eichen. Dort gebe es gehäuft Beschwerden von Nachbarn, weil die Bewohner der städtischen Häuser nicht in der Tiefgarage, sondern in den umliegenden Straßen parken würden. „Wir beurteilen das anders als Sie“, sagte er zu Geim. Armin Jabs störte sich daran, dass nur Eigentümer einen fest zugewiesenen Stellplatz bekommen sollen, Mieter indes nicht. Das vorgestellte Mobilitätskonzept sei „super“ für München, wo die Menschen U-Bahn und mehr vor der Haustür hätten, sagte der BfP-Stadtrat. Aber im ländlichen Raum, also auch in Penzberg, seien die Bürgerinnen und Bürger auf das Auto angewiesen. Er wies Geim zudem darauf hin, dass das Konzept auf einer veralteten Grundlage basiere und nicht berücksichtige, dass es an Samstagen keinen Stadtbus-Verkehr mehr in Penzberg gebe. Auch die Annahme, dass Mieter einer geförderten Wohnung kein Auto bräuchten oder hätten, erstaunte Jabs dann doch sehr.

Auf dem Papier möge dieses Konzept ja funktionieren, meldete sich Jack Eberl (FLP) zu Wort. Die Erfahrung sei allerdings eine andere. „Wir sollten damit noch einmal eine Runde drehen, sonst fällt uns das auf die Füße“, sagte er. „Fast bisserl dreist“, nannte Hardi Lenk (SPD) das vorgestellte Konzept. Und Martin Janner (PM) erklärte, dass Car-Sharing einfach nicht akzeptiert werde. Da half es auch nichts, dass Geim mehrfach wiederholte, die künftigen Bewohner mit entsprechender Aufklärung an die Angebote heranführen zu wollen.

Der Bauausschuss stellte den Tagesordnungspunkt letztlich ohne Beschluss zurück. Vor der Sommerpause möchte sich das Gremium erneut damit befassen. Krämmel soll bis dahin prüfen, ob Besucher nach den Ladenöffnungszeiten die angrenzenden Parkplätze am Einkaufszentrum „PenZ“ nutzen dürfen.

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