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Konflikt zwischen Milizen Kämpfe in libyscher Hauptstadt Tripolis halten an

Die Regierung von Abdel Hamid Dbaiba versucht, die militärische Kontrolle in Libyens Hauptstadt zu übernehmen. Seit Tagen kommt es deshalb zu Kämpfen. Augenzeugen berichten von den Schrecken, die Uno warnt vor einer Eskalation.
Ausgebranntes Auto nach den nächtlichen Kämpfen

Ausgebranntes Auto nach den nächtlichen Kämpfen

Foto: EPA

Rivalisierende Milizen haben sich in der libyschen Hauptstadt Tripolis in der Nacht zum Mittwoch erneut heftige Gefechte geliefert. Die Kämpfe eskalierten nach der Tötung eines Milizenführers am Montag. Augenzeugen zufolge erlebte die Stadt die schwersten Gewaltausbrüche seit Jahren. Die größten Gefechte lieferten sich eine mit Ministerpräsident Abdel Hamid Dbaiba verbündete Brigade mit Kämpfern einer Miliz. Die Zeitung »Libyan Observer« berichtete, diese sei die letzte große bewaffnete Gruppe in Tripolis, die nicht unter dem Einfluss Dbaibas stehe.

»Es ist erschreckend, all diese intensiven Kämpfe mitzuerleben. Ich habe meine Familie in einem Raum versammelt, um wahllosem Beschuss zu entgehen«, zitiert die Nachrichtenagentur Reuters einen Familienvater aus dem Stadtteil Dahra. Auch aus dem westlichen Vorort Saradsch gibt es demnach Berichte darüber, wie die Kämpfe kurz pausierten, bevor sie wieder aufflammten. Ein Augenzeuge sagte demnach: »Jedes Mal, wenn es aufhört, fühlen wir uns erleichtert. Aber dann verlieren wir wieder die Hoffnung.«

Sorge um Eskalation der Gewalt in Tripolis

Die Uno-Mission für Libyen (UNSMIL) zeigte sich »zutiefst beunruhigt über die eskalierende Gewalt in dicht besiedelten Vierteln von Tripolis« und forderte einen Waffenstillstand. Die erneuten Unruhen wecken Befürchtungen, dass anhaltende Kämpfe in der Hauptstadt Gruppierungen von außerhalb anziehen könnten. Dies könnte nach Jahren relativer Ruhe zu einer breiteren Eskalation unter Libyens zahlreichen bewaffneten Akteuren führen.

Militärfahrzeuge an einem Checkpoint in Tripolis

Militärfahrzeuge an einem Checkpoint in Tripolis

Foto: EPA

Auslöser der Zusammenstöße war die Tötung von Milizchef Abdul-Ghani al-Kikli, genannt Ghneiwa. Am Dienstag ordnete Ministerpräsident Dbaiba die Auflösung sogenannter irregulärer bewaffneter Gruppen an. Dies deutet auf einen Versuch hin, die Macht in der fragmentierten Hauptstadt zu konsolidieren. Die jetzt in die Kämpfe verwickelte Miliz blieb als letzte große Fraktion, die nicht eng mit dem Ministerpräsidenten verbunden ist. Libyen kämpft seit dem von der Nato unterstützten Aufstand gegen den langjährigen Machthaber Muammar Gaddafi im Jahr 2011 mit Instabilität.

Das Land spaltete sich 2014 in rivalisierende östliche und westliche Fraktionen. Die Kämpfe endeten zunächst mit einem Waffenstillstand 2020. Der Osten Libyens wird seit einem Jahrzehnt von Kommandeur Chalifa Haftar und dessen Libyscher Nationalarmee (LNA) dominiert, während die Kontrolle in Tripolis und im Westen Libyens unter zahlreichen bewaffneten Gruppen aufgeteilt ist.

USA und Europa suchen trotz der Konflikte die Zusammenarbeit

Trotz der Gewalt im Land arbeitet die Europäische Union teilweise mit libyschen Gruppen zusammen, insbesondere bei der Abwehr von Flüchtlingen . Die US-Regierung von Donald Trump versucht unterdessen offenbar, Migranten in das nordafrikanische Land abzuschieben. Seine eigenen Bürger warnt das US-Außenministerium vor Reisen nach Libyen.

jpe/Reuters