Quartalszahlen Bayer-Gewinn bricht ein

Muss die Klagewelle in den USA brechen: Bayer-Konzernchef Bill Anderson droht bei Bayer die Spaltung
Foto: Tom Kaeckenhoff / REUTERSDie Schwäche der Agrarsparte hat Bayer zum Jahresauftakt weiter belastet. Der bereinigte operative Gewinn (Ebitda) sank im ersten Quartal um 7,4 Prozent auf 4,09 Milliarden Euro, wie der Agrar- und Pharmakonzern am Dienstag mitteilte. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit einem noch stärkeren Rückgang auf 3,75 Milliarden Euro gerechnet. Die Agrarsparte CropScience verdiente operativ 10 Prozent weniger als vor Jahresfrist, während das Pharmageschäft höheren Gewinn einfuhr, zum Beispiel durch das Krebsmedikament Nubeqa. Der Konzernumsatz lag mit 13,7 Milliarden Euro auf Vorjahresniveau.
Unter dem Strich stand ein Konzerngewinn von rund 1,3 Milliarden Euro, was einem Minus von 35 Prozent entspricht.
Bei Anlegern kamen die Entwicklungen gut an. Die Titel schossen in der Spitze um mehr als 11 Prozent nach oben auf den höchsten Stand seit sieben Monaten. Damit peilen sie den größten Tagesgewinn seit März 2009 an.
Auswirkungen von Trumps Zollpolitik
Bayer bekräftigte zudem seine Jahresziele. Auf Basis der Wechselkurse vom vergangenen Jahr rechnet der Vorstand weiterhin für 2025 mit einem Rückgang des bereinigten operativen Gewinns auf 9,5 bis zehn (Vorjahr: 10,1) Milliarden Euro. Der erwartete negative Währungseffekt belaufe sich jetzt aber auf rund drei und nicht mehr zwei Prozentpunkte.
Auch der Agrar- und Pharmakonzern beobachtet die Auswirkungen der US-Zollpolitik genau. „Auf Basis der aktuellen Zollankündigungen gehen wir davon aus, dass wir die Effekte kompensieren können und bestätigen unseren Ausblick für das Gesamtjahr zu konstanten Wechselkursen“, erklärte Finanzvorstand Wolfgang Nickl. Die Unsicherheit über die Effekte sei aber groß.
Der Dax-Konzern steckt vorwiegend aufgrund milliardenschwerer Rechtskosten durch die Klagewelle gegen das 2018 übernommene US-Unternehmen Monsanto seit Jahren in der Krise. Bis Ende 2024 liefen 181.000 Schadensersatzklagen wegen der angeblich krebserregenden Wirkung des Herbizids Glyphosat auf, das unter dem Namen Roundup im Handel ist.
67.000 Einigungen stehen noch aus
Bayer bestreitet die Vorwürfe und sieht sich dabei von der US-Umweltbehörde EPA unterstützt. Doch Jurys in lokalen Gerichten geben den Klägern vielfach recht. Für rund 67.000 Fälle stehen noch Einigungen aus, wofür 5,9 Milliarden Dollar Rückstellungen vorgenommen wurden. Weitere Rückstellungen trugen zum Jahresauftakt dazu bei, dass der Vorsteuergewinn um ein Viertel auf 2,3 Milliarden Euro sank.
Konzernchef Bill Anderson (58) will dieses Rechtsrisiko bis Ende nächsten Jahres eindämmen und die hohe Verschuldung senken. Mit einem neuen Organisationsmodell und einem Sparprogramm sollen die Kosten sinken und das Pharmageschäft ausgebaut werden, um wieder auf Wachstumskurs zu kommen.
Das geht auch mit Stellenabbau einher. Am Montag gab Bayer bekannt, die Pflanzenschutzproduktion in Frankfurt am Main mit rund 500 Beschäftigten bis Ende 2028 einzustellen. Die Maßnahmen sind Teil des im März angekündigten Fünfjahresplans für Crop Science, der Einsparungen von einer Milliarde Euro vorsieht.
Erfolg mit verschreibungspflichtigen Medikamenten
Anderson, der wegen einer nur langsamen Verbesserung der Lage Kritik von Investoren auf sich zieht, verwies auf die Erfolge seines Sanierungsplans im Pharmageschäft. Das Geschäft mit verschreibungspflichtigen Medikamenten steigerte den Betriebsgewinn im ersten Quartal um 13,4 Prozent. „Das zeigt, dass es unser Organisationsmodell ermöglicht, mehr mit weniger zu erreichen.“
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Konzernweit fielen im vergangenen Jahr 7000 Stellen weg, überwiegend im Management. Die Zahl der Führungsebenen wurde halbiert. Die Pharma-Division soll im Gesamtjahr bei Umsatzwachstum und Ergebnismarge den oberen Bereich des Prognosekorridors erreichen.