Gärten der Zukunft: Diese Strategien schützen Gärten vor Wetterextremen

Dürre- und Hitzeperioden oder Starkregen betreffen zunehmend auch Hobby-Gärtner. Einige praktische Tipps, wie der Garten in der Klimakrise resilienter wird.
Wetterkapriolen innerhalb des Klimawandels – heiße Dürreperioden bis zu extremen Unwettern wie Starkregen, Hagel und Stürmen sind bei uns keine Seltenheit mehr. Die Zeiten für Aussaat und Ernte verschieben sich. Exotische Schädlinge und Krankheiten breiten sich aus.
Für Hobby-Gärtner bedeutet das, die Böden optimal zu pflegen, Pflanzen anzubauen, die mit den veränderten klimatischen Bedingungen besser zurechtkommen und effizienter zu bewässern. Nützliche Tipps hierzu gibt ein aktueller Ratgeber des Umweltinstituts München. Die wichtigsten werden hier näher vorgestellt.
Aussaaten zeitlich staffeln
Hierzulande beginnt die Vegetationsperiode im Schnitt zwei Wochen früher als etwa noch vor 35 Jahren. Gleichzeitig besteht weiterhin das Risiko von Spätfrösten. Dürren, Hagel oder Stark- und Dauerregen können die Ernte schnell vernichten, wenn sie Obst und Gemüse zum falschen Zeitpunkt treffen.
Über einen gestaffelten Anbau verringert sich die Gefahr eines kompletten Ernteverlustes, wenn man zum Beispiel von einem Gemüse mehrere Teilflächen mit zeitlichem Abstand zueinander aussät. Zudem schadet tiefes Umgraben den Bodenlebewesen und zerstört die Bodenstruktur. Oft reicht ein oberflächliches Lockern der Beete mit einer Grabegabel, einer Gartenkralle vor der Einsaat aus.
Ein vielfältig strukturierter Garten trotzt der Klimakrise besser
Ein bunter Arten-Mix stabilisiert das Gartensystem. Denn darunter sind auch robuste Pflanzenarten, die sich unter lokalen Klima- und Standortbedingungen wohlfühlen. Je größer die Vielfalt, desto geringer das Risiko, dass viele Pflanzen gleichzeitig ausfallen.
In einem mehrschichtig aufgebauten Waldgarten zum Beispiel werden fruchttragende Bäume und Sträucher mit Gemüsen und Kräutern kombiniert. So entsteht ein essbares Ökosystem, in dem sich die verschiedenen vertikalen Schichten gegenseitig positiv beeinflussen. Ein Mosaik aus Wiese, Gemüse- und Staudenbeeten, Teichen und Hecken und bietet darüber hinaus Lebensraum für Insekten und Kleingetier.
Insektenfreundliche Pflanzen
Von heimischen Arten profitieren viele verschiedene Insekten. So sind etliche Wildbienenarten und Schmetterlingsraupen auf bestimmte Pflanzenarten spezialisiert. Bei der Aussaat oder Pflanzen von Blumen ist auf Sorten mit Pollen tragenden Staubgefäßen zu achten. Manche gezüchteten Sorten von Rosen, Sonnenblumen, Dahlien oder Gänseblümchen wurden gefüllte Blüten angezüchtet.
Diese Blüten produzieren kaum oder gar keinen Pollen und Nektar und sind deshalb für Wildbienen, Schwebfliegen und andere Insekten nutzlos. Die jeweilige Wildform vieler Blumenarten ist fast immer insektenfreundlicher und hitzeresistenter als die Zuchtformen.
Gemüsesetzlinge und Stauden oder Saatgut erhält man im Fachhandel oder lokalen Bio-Gärtnereien. Saatgut kann man im Nachbau selbst gewinnen. Von Stauden kann man Ableger züchten und sie verschenken oder tauschen.
An den Klimawandel besonders gut angepasst sind trockenheitstolerante und wärmeliebende Arten wie Mexikanische Minigurken, Artischocken, Chili und Paprika, Andenbeeren, Zuckermelonen, Topinambur, Süßkartoffeln und Mangold. Auch Tomatenpflanzen lieben Wärme, benötigen aber viel Dünger und Wasser.
Mit Mischkulturen Platz und Nährstoffe besser nutzen
In Mischkulturen werden Platz, Wasser und Nährstoffe im Beet optimal genutzt: Höhere Pflanzen beschatten niedrigere und schützen sie so vor Sonnenbrand. Schädlinge und Krankheiten können sich schwerer verbreiten. Einige Pflanzennachbarn schützen einander durch Duftstoffe vor Fressfeinden.
Das aus Amerika stammende Anbausystem "Milpa" mit Mais, Stangenbohnen und Kürbis erweist sich als besonders widerstandsfähig. Während der Kürbis (wahlweise auch Zucchini) den Boden bedeckt und vor Austrocknung und Erosion schützt, dient der Mais den Bohnen als Rankhilfe. Bohnen binden mithilfe von symbiontischen Bakterien in ihren Wurzeln Stickstoff aus der Luft und machen ihn pflanzenverfügbar.
Zwischenfrucht und Gründüngung
Um den Boden zu verbessern, werden Hülsenfrüchte – Klee, Wicken oder Ackerbohnen – eingesät und vor der Aussaat der Folgekulturen in den Boden eingearbeitet. So reichern sie den Boden mit Stickstoff und Kohlenstoff an. Tiefwurzler wie Ölrettich oder Roggen lockern den Boden auf. Stark duftende Blühpflanzen wie Phacelia bieten Nektar und Pollen für Insekten.
Optimal ist eine Mischung aus verschiedenen Arten. Einige Gründungspflanzen sterben bei Frost ab und eignen sich deshalb für Beete, die bereits früh im Jahr wieder genutzt werden sollen. Winterharte Pflanzen treiben im Frühling nochmals aus und werden erst einige Wochen, bevor das Beet neu bepflanzt wird, neu eingearbeitet.
Mulch bedeckt den Boden
Humusreiche Böden versorgen Pflanzen optimal mit Nährstoffen. Sie speichern Wasser und Kohlenstoff und sind somit vor Erosion und Verschlämmung geschützt. Um den Humus im Gartenboden zu erhalten oder zu vermehren, sollten möglichst viele der Pflanzen, die im Garten gewachsen sind, dort bleiben oder zurückgeführt werden.
Um in Dürrezeiten den Boden feucht zu halten, wird dieser mit organischem Material bedeckt: Zwischen Gemüse oder Stauden wird angetrockneter Rasenschnitt, gejätete Beikräuter, Stroh oder sonstige Gartenabfälle geschichtet. Die so entstandene Mulchschicht unterdrückt nicht nur das Wachstum von Beikräutern und hält Feuchtigkeit im Boden, sondern liefert auch der Erde wertvolle Nährstoffe.
Diese wandeln die Bodenorganismen das ganze Jahr über in wertvollen Humus um. Besonders durstige Pflanzen sollten an halbschattigen Plätzen stehen. Zudem wird durch regelmäßiges Hacken Verdunstung vermieden, weil die Erde die Feuchtigkeit besser speichert.
Auf brachliegenden Beeten im Winter sollten fünf bis zehn Zentimeter hohe Laubschichten ausgebracht werden – allerdings kein Laub von Walnuss-, Eichen- oder Kastanienbäumen, denn es enthält viel Gerbsäure und verrottet nur langsam. Auch von Rindenmulch im Gemüsegarten ist abzuraten, weil er nicht oder nur schwer abbaubar und teilweise sogar mit Cadmium belastet ist.
Dünger – selbst gemacht
Organische Dünger mit pflanzlichem oder tierischem Ursprung tragen zur Humusbildung bei. Allerdings sollte nur so viel gedüngt werden, wie unbedingt nötig. Optimal sind selbst hergestellte Pflanzenjauchen – etwa aus Brennnesseln oder Beinwell.
Auch Kompost oder verrotteter Mist können auf den Beeten ausgebracht werden. So werden organische Abfälle sinnvoll weiter verwertet, der Boden mit Nährstoffen versorgt und der Humusgehalt stetig erhöht. Eine konkrete Anleitung für das richtige Anlegen eines Komposthaufens gibt es hier.
Beim Kauf auf torffreie Erde achten!
Wer Blumenerden zukauft, sollte darauf achten, dass das Substrat keinen Torf enthält. Durch den Torfabbau wird nicht nur Lebensraum vernichtet, es werden auch erhebliche Mengen an Treibhausgasen freigesetzt. Torffreie Erden bestehen aus fünf Komponenten: Kompost, Holzfaser, Rindenhumus, Kokosfaser und Ton.
Gelegentlich werden auch Blähschiefer, Lavagestein oder Pflanzenkohle verwendet, die für eine lockere, luftige Struktur sorgen, den Boden durchlüften und Nährstoffe abgeben. Je höher der Anteil von Ton ist, umso besser speichert das Substrat Wasser und Nährstoffe. Die meisten Bau- und Gartenmärkte bieten mittlerweile torffreie Erden an. Praktische Tipps gibt der Einkaufsführer des BUND.
Bäume und Sträucher kühlen die Lufttemperatur herunter
An besonders heißen Tagen schaffen Bäume und Sträucher ein angenehmes Mikroklima. Sie spenden nicht nur Schatten, durch Verdunstungskälte kühlen sie auch die Umgebung herunter. Heimische Gehölze strukturieren den Garten und bieten Nahrung nicht nur für Insekten und Vögel, sondern liefern auch Menschen gesunde Beeren.
Kräuterrasen speichern Feuchtigkeit im Boden
Im Kräuterrasen wachsen neben Gras auch niedrige Wildkräuter wie Gänseblümchen, Klee, Löwenzahn oder Wegerich. Ein Rasen mit längeren Grashalmen und Wildkräutern hält die Feuchtigkeit besser im Boden als einer, der ständig kurz gehalten wird. Bestimmte Grasarten gehen sparsamer mit Wasser um und vertragen Trockenheit und Hitze besser als andere.
Sobald Rasenflächen seltener gemäht und nicht gedüngt werden, wachsen an den Standort angepasste Kräuter oft von selbst. Wird der Rasen zu kurz geschnitten, benötigt er besonders viel Wasser. Selteneres Mähen erhöht die Widerstandsfähigkeit und fördert die Artenvielfalt und besonders die Nützlinge im Garten. Natürliche Wildblumenwiesen können Trockenperioden unbeschadet überdauern. Ein Kompromiss im Hausgarten können kleinere "Wieseninseln" sein.
Wasserstellen für Wildtiere
In längeren Dürreperioden leiden auch Vögel, Insekten und andere Wildtiere unter Durst. Für sie kann man im Garten oder auf dem Balkon Wildtiertränken mit sauberem Wasser aufstellen. Ein vorhandener Teich mit Pflanzen lässt sich mit wenigen Handgriffen zur Wasserstelle für die unterschiedlichsten Tiere im Garten herrichten.
Wasser effizient nutzen
Ein sparsamer und möglichst effizienter Umgang mit Wasser wird beim Gärtnern immer wichtiger. Bewährt ist das Sammeln von abfließendem Regenwasser in Tonnen und Fässern, um es als Gießwasser zu nutzen. Regenwasser ist immer wohltemperiert und außerdem kalkfrei.
Ist genug Platz vorhanden, können mehrere Regentonnen nebeneinander gestellt und mit einem Schlauch verbunden werden, sodass in Regenperioden kostbares Wasser gesammelt werden kann. Die Tonnen sollten immer abgedeckt oder ein Ast als Ausstiegshilfe hineingelegt werden, sonst wird sie schnell zur Todesfalle für durstige Insekten.
Auch im Haushalt kann Wasser aufgefangen und zum Gießen genutzt werden, etwa wenn Obst und Gemüse gewaschen wird. Aber auch das Wasser aus Dusche oder Waschbecken, das beim Warten auf Warmwasser ungenutzt in den Abfluss wandert, eignet sich zum Bewässern im Garten ebenso wie salzfreies Kochwasser vom Eier- oder Kartoffelkochen.
Weil in der Mittagshitze das Wasser schnell verdunstet, sollte nur morgens oder abends gewässert werden. Besser seltener, dafür kräftiger gießen, und zwar direkt an den Wurzeln. Wird mit einem Schlauch bewässert, dann ist die gezielte Tröpfchenbewässerung am sinnvollsten, sodass das Wasser unmittelbar am Wurzelweg langsam einsickert kann.