Audi in der Krise: Mehr Umsatz, weniger Gewinn
Die Marke Audi steckt in der Krise. Der Gewinn fällt im ersten Quartal geringer aus als in Q1 2024. Neue Modelle sollen eine Wende herbeiführen.

Auf der Automesse in Shanghai stellt Audi einen verlängerten A6 mit batterieelektrischem Antrieb vor.
(Bild: Audi)
- Martin Franz
- mit Material der dpa
Die Volkswagen-Marke Audi durchlebt schwere Zeiten. In den ersten drei Monaten dieses Jahres verdiente sie noch einmal weniger als im bereits schwachen Vorjahreszeitraum. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 630 Millionen Euro auf Ebene des Audi-Konzerns, zu dem neben der Kernmarke auch Bentley, Lamborghini und Ducati gehören. Das waren 14,4 Prozent weniger als vor einem Jahr. Aktuell begründet Audi den weiteren Rückgang mit einem verschärften Wettbewerb sowie politischen Unsicherheiten. "Das Jahr wird aufgrund der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr anspruchsvoll bleiben", sagte Konzernchef Gernot Döllner. Nun ruht die Hoffnung auf neuen Modellen.
RĂĽckstellungen fĂĽr COâ‚‚-Regelungen
Dass der Rückgang nicht noch stärker ausfiel, lag unter anderem daran, dass die Vergleichszahlen aus dem Vorjahreszeitraum ausgesprochen schwach waren. Damals hatte Audi seinen Gewinn mehr als halbiert – unter anderem, weil Teile für wichtige und ertragreiche Motoren fehlten. Zudem stützten gute Geschäfte bei Lamborghini das Ergebnis. Audi schwächelt dagegen weiter und erreicht nur sehr geringe Margen. Zudem musste das Unternehmen unter anderem Rückstellungen für die verschärften CO₂-Regelungen in Höhe eines niedrigen dreistelligen Millionenbetrags bilden, wie Finanzchef Jürgen Rittersberger sagte.
Eine Modelloffensive komme jetzt "Schritt für Schritt in den weltweiten Märkten an", argumentiert Döllner. Gleichzeitig habe Audi "entscheidende Schritte für die Neuaufstellung unseres Unternehmens gemacht". Dazu zählt er auch einen massiven Jobabbau in Deutschland. Im März hatte Audi angekündigt, bis 2029 bis zu 7500 Jobs in seinem Heimatmarkt zu streichen und die Ergebnisbeteiligung für die Mitarbeiter für mehrere Jahre zu kürzen. Der Jobabbau könnte dabei noch im laufenden zweiten Quartal beginnen.
China-Geschäft schwächelt
Dass die Zahlen nicht gut ausfallen, hatte sich bereits abgezeichnet, unter anderem, da die Absatzzahlen leicht rückläufig waren. Hier hatten sich andauernde Probleme in China niedergeschlagen. Dort leidet Audi, wie auch seine Konkurrenten BMW und Mercedes-Benz, unter starker Konkurrenz. Audi-Finanzchef Rittersberger sprach von einem "sehr intensiven Preiswettbewerb". Aus dem China-Geschäft verdiente Audi 170 Millionen, was etwas weniger war als vor einem Jahr.
Neue Modelle, die Audi zuletzt auf den Markt gebracht hat, reichten nicht, um den Abwärtstrend zu drehen. Die Modellwechsel drückten wegen der mit ihnen verbundenen Kosten vielmehr erst einmal auf das Ergebnis. Der Umsatz stieg dagegen zuletzt relativ deutlich: von 13,7 Milliarden Euro im ersten Quartal 2024 auf 15,4 Milliarden Euro. Audi ist auch in der Prognose eher vorsichtig. Zwar hält der Konzern an seinen bisherigen Zielen fest, also einem Umsatz zwischen 67,5 und 72,5 Milliarden Euro und einer operativen Umsatzrendite zwischen 7 und 9 Prozent. In diesen Zahlen sind aber weder die Auswirkungen der US-Zölle noch der Jobkürzungen enthalten.
Volkswagen: Nahezu Gewinnhalbierung
Volkswagen hatte Ende April schlechte Zahlen für das erste Quartal gemeldet: Der Gewinn war um knapp 41 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro eingebrochen. Auch Konkurrent Mercedes-Benz startet schwach ins Jahr, BMW gibt seine Zahlen am 7. Mai bekannt. Die deutschen Autohersteller leiden derzeit an mehreren Fronten. Im für sie wichtigen Markt China wird die Konkurrenz durch heimische Marken und damit auch der Preiswettbewerb immer schärfer. Wohlhabende kaufen dort in der wirtschaftlich angespannten Situation seit geraumer Zeit weniger ausländische Premium- und Luxusautos. Zudem drückt die Zollpolitik des neuen US-Präsidenten Donald Trump auf die Aussichten, auch wenn sie sich im ersten Quartal erst schwach bemerkbar machte.
Auch das Ifo sieht schlechte Stimmung in der Autoindustrie. Die deutsche Autoindustrie ist besonders exportorientiert und hat stark globalisierte Lieferketten, daher ist sie gegenüber stark steigenden Zöllen besonders empfindlich. Das zeigte sich auch bei den neuesten Zahlen des Münchner Ifo-Instituts zur Stimmung in der Autoindustrie. Mit minus 30,7 Punkten sank das Geschäftsklima in der Branche im April noch einmal ein Stück tiefer. "Die Anfang April in Kraft getretenen US-Zölle haben erste positive Geschäftsentwicklungen, insbesondere im europäischen Markt, quasi im Keim erstickt", sagte Ifo-Expertin Anita Wölfl.
Was fehlt Audi?
Bei Audi hofft man, dass eine Offensive von neuen oder überarbeiteten Modellen bei den Kunden Anklang findet. Zu den wichtigsten Premieren der Marke in den vergangenen Monaten gehören der Q5, A5 und der A6. Der A6 wird auch als Elektroauto angeboten. Hinzu kommt die Modellpflege von A3 und Q4 e-tron. Was Audi zu einer höheren Stückzahl derzeit unter anderem fehlt, sind attraktive Einstiegsmodelle. Ein A1, der in zweiter Generation seit 2018 auf dem Markt ist und ohne Nachfolger bleiben soll, kostet offiziell aktuell schon knapp 23.000 Euro. Ein Elektroauto ist bei Audi nicht unter 46.000 Euro zu haben. Audi-Pendants zum VW ID.3 (Test) oder Skoda Elroq (Test) sind kurzfristig nicht absehbar.
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(mfz)