Vor 10 Jahren: HSV in der Umbruch-Falle
Vor 10 Jahren befand sich der HSV in der Umbruch-Falle
Der Artikel „HSV in der Umbruch-Falle“ ist am 5. Mai 2015 bei BILD erschienen
Der Doppel-Dreier gegen Augsburg (3:2) und in Mainz (2:1) lässt den HSV vorm Abstiegs-Kracher Freitag gegen Freiburg etwas durchatmen. Trotzdem arbeitet Peter Knäbel weiter doppelt.
Der „Direktor Profi-Fußball“ bereitet die nächste Etappe des HSV-Umbruchs vor. Der Kader soll kleiner und billiger werden. Alternativ muss Knäbel aber auch Spieler – für den Fall eines Abstiegs – für die 2. Liga sichten.
Was hinzukommt: Plötzlich trumpfen die Aussortierten groß auf. Mainz-Matchwinner Gojko Kacar (28), Rafael van der Vaart (32), Marcell Jansen (29) und Ivo Ilicevic (28) soll(t)en im Sommer gehen. Ihre Verträge laufen genauso aus wie die von Heiko Westermann (31) und Slobodan Rajkovic (26), die bis zum Saison-Ende auf Bewährung spielen.
Doch: Im Abstiegs-Kampf sind die sechs Profis im Konzept von Bruno Labbadia Leistungsträger. Der Trainer, der am 15. April begann: „Verträge und Namen spielen keine Rolle. Mich interessiert nicht, was im Sommer ist. Es geht um das Jetzt.“ Und da stellt Labbadia die seiner Meinung nach Besten auf.
Doch – was heißt das für die Zukunft? Kacar kann sich wieder Hoffnung auf einen Verbleib machen. „Gojko ist klar“, lobt Labbadia den Mittelfeld-Mann. Und – was ist mit einem neuen Vertrag? Der Trainer: „Ich schließe nichts aus. Grundsätzlich bin ich offen für alles.“
Auch Westermann und Rajkovic haben bei Bruno gute Karten. Bisher galt es als wahrscheinlich, dass einer von beiden bleiben kann. Wahrscheinlich der mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis. Doch Westermann und Rajkovic haben einen Konkurrenten wie Drei-Mio-Einkauf Cléber (Vertrag bis 2018) weit abgehängt. Der HSV in der Umbruch-Falle.
Klar ist: Knäbel muss beim Kader in jedem Fall kräftig reduzieren und sparen.
► Die Spieler-Gehälter und -Prämien (ohne Trainer-Stab) liegen in dieser Saison bei rund 50 Millionen Euro. Finanz-Boss Frank Wettstein will in der neuen Runde sieben bis zehn Mio. einsparen – wenn die Klasse gehalten wird. In Liga zwei kalkuliert der HSV mit 28 Mio. für die Profi-Gehälter.
►Aktuell hat der HSV 36 Spieler unter Vertrag. Darunter die Leihgaben Jonathan Tah (Düsseldorf), Kerem Demirbay (Kaiserslautern), Lasse Sobiech (Pauli) und Jacques Zoua (Erciyesspor). Während Tah und Demirbay im Sommer zurückkehren sollen, sind Sobiech sowie Zoua Verkaufs-Kandidaten. In der neuen Saison plant der Klub mit rund 24 Profis.
Heißt: Neben Sobiech und Zoua müssten noch zehn weitere Kicker gehen – bevor der erste Neue kommt. Einfach ist das nur bei Julian Green. Der Leih-Flop kehrt zu den Bayern zurück. Für Klub-Boss Dietmar Beiersdorfer und Knäbel werden die nächsten Wochen knallhart. Bleiben Spieler von den ursprünglich Aussortierten (wie Kacar), müsste der HSV Profis an den Mann bringen, die noch Vertrag haben.
Doch: Wer nimmt Kicker wie die Sommer-Einkäufe Cléber, Nicolai Müller, Valon Behrami oder Lewis Holtby – die alle noch nicht überzeugt haben – zu den hochdotierten HSV-Bedingungen?Knäbel: „In unsere Kader-Planung steigen wir mit Labbadia ein, wenn unsere Liga-Zugehörigkeit definitiv ist. Im Moment wollen wir erst mal alles von ihm fernhalten. Jetzt zählt das Freiburg-Spiel.“