Glasfaserausbau:Knick in der Leitung

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Solche Kabel würde man sich auch in Kirchseeon unter der Erde wünschen. Doch der Glasfaserausbau verzögert sich. (Foto: Matthias Rietschel/dpa)

Kirchseeon würde gerne den Glasfaserausbau in der Gemeinde vorantreiben. Doch nun gibt es schlechte Nachrichten von der Deutschen Telekom.

Von Andreas Junkmann, Kirchseeon

So verärgert hat man Kirchseeons Bürgermeister Jan Paeplow (CSU) bisher selten gesehen: Eigentlich sollten die Vertreter der Deutschen Telekom am Montagabend in der Gemeinderatssitzung einen Sachstandsbericht über den Glasfaserausbau am Ort abgeben - stattdessen hatten sie schlechte Nachrichten im Gepäck: Frühestens Ende 2026 wolle man in Kirchseeon mit dem Verlegen der schnellen Internetleitungen starten, davor habe man keine Ressourcen dafür frei. "Es gehört zu einer Partnerschaft dazu, dass man sich aufeinander verlässt", schimpfte Bürgermeister Paeplow, der deshalb auch andere Kommunikationsunternehmen aufforderte, sich in der Marktgemeinde zu engagieren.

Aber von Anfang an: Bereits seit Längerem gibt es in Kirchseeon die Bestrebung, die Gemeinde flächendeckend mit schnellem Internet zu versorgen. Erste konkrete Gespräche mit der Telekom über einen sogenannten eigenwirtschaftlichen Ausbau haben Paeplow zufolge bereits 2022 stattgefunden. Seither hat sich jedoch einiges getan, wie Telekom Regio-Manager Erhard Finger am Montag in der Sitzung erklärte: "Die Welt hat sich inzwischen weitergedreht." Die vergangenen beiden Jahren mit dem Krieg in der Ukraine und den Preissteigerungen seien auch an der Telekom nicht spurlos vorübergegangen, so Finger. Man habe deshalb viele Projekte, allen voran den eigenwirtschaftlichen Glasfaserausbau in Bayern, kritisch beleuchtet. Immerhin mit einem Teilerfolg für Kirchseeon: Anders als andere Vorhaben soll hier der Ausbau nicht komplett gestrichen werden.

Die Telekom engagiert sich stattdessen bei der bayerischen Gigabit-Offensive

Sonderlich bald dürften die Kirchseeoner dennoch kein schnelleres Internet bekommen - was mit der Gigabit-Offensive des Freistaates zu tun hat. Im Rahmen dieses Programm soll in Bayern das Breitbandnetz ausgebaut werden. "Die Telekom will sich hier massiv engagieren", sagte Erhard Finger, man müsse deshalb in den nächsten Jahren eine Balance zwischen dem staatlichen und dem eigenwirtschaftlichen Ausbau finden. Die Folge davon ist, dass das Projekt in Kirchseeon erst Ende 2026 gestartet werden kann und auch nur in abgespeckter Form: Acht Prozent weniger Haushalte als ursprünglich geplant sollen in den Genuss von Glasfaser-Internet kommen. Das, so Finger, sei jedoch nicht so tragisch, denn hier am Ort habe man ohnehin kein größeres Breitbandproblem.

Das sahen die Gemeinderäte und Bürgermeister Paeplow, wenig überraschend, komplett anders. Nicht zuletzt während der Corona-Pandemie habe man gesehen, wie wichtig eine gute Internetverbindung ist, so der Rathauschef. Zudem sei der Markt Kirchseeon auch abhängig von Unternehmen, die sich hier ansiedeln wollen - und diese wiederum seien auf schnelles Internet angewiesen. "Wir brauchen diese Glasfaseranschlüsse nicht erst 2026, sondern eigentlich schon gestern", sagte Paeplow deshalb. Nutzen wird diese Forderung allerdings wenig, derzeit hat man eben keine Ressourcen zur Verfügung, wie Erhard Finger klarstellte. Man werde das Projekt in Kirchseeon deshalb aber nicht aus dem Blick verlieren.

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