Ausbildung: Wie der Einsatz von KI den Fachkräftemangel verschärfen kann

Zwei Chirurgen bei der Operation mit einem Roboter.

(Bild: Gorodenkoff / Shutterstock.com)

KI steigert die Produktivität von Experten, hemmt aber die Kompetenzentwicklung bei Berufsanfängern. Wird die Weitergabe von Wissen gefährdet?

Künstliche Intelligenz (KI) hat das Potenzial, viele Arbeitsabläufe und Prozesse besonders effizient zu gestalten. Aber: Wo Licht ist, ist auch Schatten. Der Einsatz von KI in der Arbeitswelt kann auch die Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten an nachfolgende Generationen gefährden.

Davor warnt Matt Beane, Forscher an der University of California Santa Barbara. In seinen Studien konnte er zeigen, dass die Produktivität von Experten durch Künstliche Intelligenz steigt, Berufsanfänger aber deutlich weniger einbezogen werden. Das blockiere die Entwicklung von Kompetenzen bei Nachwuchskräften, so Bean.

Die Auswirkungen von KI auf die Ausbildung von Berufsanfängern

Seit mehr als einem Jahrzehnt beobachtet Beane die Interaktion zwischen Mitarbeitern und intelligenten Maschinen wie Robotern und KI. In der Ausbildung von Chirurgen zum Beispiel hat er deutliche Veränderungen festgestellt.

Früher assistierten die Auszubildenden dem leitenden Chirurgen während der gesamten Operation. Mit der Einführung von Robotern im Operationssaal ist der Auszubildende jedoch oft nur noch optional beteiligt und beobachtet den Eingriff auf einem Monitor.

Schattenlernen: Ein neuer Weg zur Kompetenzentwicklung

Trotz dieser Hindernisse konnte Beane eine kleine Gruppe identifizieren, die ihre Fähigkeiten verbesserte. Diesen Prozess nennt der Forscher "Schattenlernen". Dabei suchen die Auszubildenden intensiv nach neuen Wegen, sich Kompetenzen anzueignen, und umgehen dabei manchmal die traditionellen Ausbildungsmethoden.

In diesem Fall nutzten die Auszubildenden intensiv neue Medien. Sie verbrachten etwa Hunderte Stunden damit, sich Videos von Operationen auf YouTube anzusehen. So konnten sie ihre Fähigkeiten in der Roboterchirurgie verbessern.

Skepsis gegenüber neuen Lernmethoden

Ihre Mentoren standen dieser Lernmethode jedoch skeptisch gegenüber und hielten sie für ineffizient und unangemessen. Beanes Datenanalyse zeigte jedoch das Gegenteil: Bestimmte Videoüberprüfungspraktiken verbesserten das Lernen dramatisch und waren für den Kompetenzfortschritt der Auszubildenden notwendig.

In seinem neuen Buch "The Skill Code: How to Save Human Ability in an Age of Intelligent Machines" empfiehlt Beane, Nachwuchskräfte nicht nur beobachten zu lassen, sondern sie aktiv in die Arbeit einzubeziehen. Er betont, dass nicht die Technologie das Problem ist, sondern der Umgang mit ihr.

Um die Weitergabe von Wissen und Fähigkeiten an die nächste Generation sicherzustellen, müsse das Drehbuch umgeschrieben und die Technologie als Teil der Lösung und des neuen Systems für den Aufbau von Fähigkeiten genutzt werden.