Zum Inhalt springen

Steuerzahlungen vervierfacht So co-finanzieren europäische Banken Russlands Krieg gegen die Ukraine

Trotz des Krieges in der Ukraine sind viele europäische Banken weiter in Russland aktiv. Höhere Zinsen und Sanktionen gegen die lokale Konkurrenz lassen ihre Geschäfte florieren – zur Freude des Kremls.
Raiffeisen Bank in Wien: Kein europäisches Institut macht in Russland mehr Geschäft als die Österreicher

Raiffeisen Bank in Wien: Kein europäisches Institut macht in Russland mehr Geschäft als die Österreicher

Foto: Leonhard Foeger / REUTERS

Europäische Banken werden offenbar zu Gewinnern des Konflikts des Westens mit Russland. Sie machen trotz des Krieges gegen die Ukraine weiterhin Geschäfte in Russland und profitieren zum Teil von den Sanktionen, die die Möglichkeiten russischer Banken begrenzen.

So haben die größten europäischen Banken, die nach wie vor in Russland tätig sind, dem Kreml im vergangenen Jahr mehr als 800 Millionen Euro an Steuern gezahlt, wie eine Analyse der „Financial Times“ ergab . Der Zeitung zufolge entspricht das einer Vervierfachung des Vorkriegsniveaus, und das, obwohl die Institute versprochen hatten, ihr Russland-Engagement nach dem Einmarsch in die Ukraine zu minimieren.

Hintergrund der Steuerzahlungen sind florierende Geschäfte, die die Banken in Russland machen. Die sieben nach Vermögenswerten größten europäischen Banken in Russland – Raiffeisen Bank International, UniCredit, ING, Commerzbank, Deutsche Bank, Intesa Sanpaolo und OTP – meldeten für das Jahr 2023 einen Gewinn von zusammen mehr als 3 Milliarden Euro, so die „FT“. Diese Gewinne waren dreimal so hoch wie im Jahr 2021 und seien teilweise durch Mittel erzielt worden, die die Banken nicht aus dem Land abziehen konnten, so die Zeitung.

Der Gewinnsprung führte dazu, dass die europäischen Banken rund 800 Millionen Euro an Steuern zahlten, gegenüber 200 Millionen Euro im Jahr 2021, so die „FT“. Hinzu kamen noch die Gewinne von US-Kreditinstituten wie Citigroup und JPMorgan.

Österreichische Raiffeisen Bank International Spitzenreiter

Die von den europäischen Banken gezahlten Steuern machen laut „FT“ etwa 0,4 Prozent der für 2024 erwarteten Haushaltseinnahmen Russlands (ohne Energie) aus. Die Banken helfen damit dem Kreml, die finanzielle Stabilität trotz der westlichen Sanktionen aufrechtzuerhalten.

Dabei haben die ausländischen Kreditgeber allerdings nicht nur von höheren Zinssätzen profitiert, sondern auch von den internationalen Sanktionen gegen russische Banken. Diese Maßnahmen haben ihren Konkurrenten den Zugang zu internationalen Zahlungssystemen verwehrt und die Attraktivität der westlichen Banken für die Kunden im Land erhöht.

Mehr als die Hälfte der Steuerzahlungen der europäischen Banken in Höhe von 800 Millionen Euro entfallen auf die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), die unter den ausländischen Kreditgebern die größte Präsenz in Russland hat. Die Gewinne der RBI in Russland haben sich zwischen 2021 und 2023 auf 1,8 Milliarden Euro mehr als verdreifacht und machen lauf „FT“ die Hälfte des Gesamtgewinns des österreichischen Konzerns aus, verglichen mit etwa einem Drittel vor dem Krieg.

Auch die hiesigen Institute Commerzbank und Deutsche Bank tauchen in der Übersicht der „FT“ auf. Die Deutsche Bank macht allerdings gegenüber manager magazin darauf aufmerksam, dass sie schon lange kein Neugeschäft mehr in Russland macht. „Seit 2014 hat die Deutsche Bank ihr Engagement in Russland verringert und macht kein Neugeschäft mehr", so das Institut. „Wie in bisherigen öffentlichen Stellungnahmen erläutert, fährt die Deutsche Bank ihr verbleibendes Geschäft in Russland herunter.“ Dass die Einnahmen dennoch gestiegen sind, liege an den stark gestiegenen Zinsen der russischen Zentralbank.

Auch die Commerzbank teilte manager magazin mit, dass sie seit Beginn des russischen Angriffskrieges ihre Geschäftsaktivitäten in Russland deutlich eingeschränkt, ihr Exposure kontinuierlich reduziert und das Neugeschäft eingestellt habe.

cr

Mehr lesen über