KGB von Belarus angeblich gehackt: Telegram-Bot soll Angestellte deanonymisieren

Beim Geheimdienst von Belarus wurden angeblich fast zehntausend Personalakten abgegriffen. Wer will, soll nun Angestellte über ein Foto identifizieren können.

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Silhouette eines Mannes mit Kopfhörern vor der Flagge von Belarus

(Bild: Anelo/Shutterstock.com)

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Einer Gruppe von Hacktivisten ist es nach eigenen Angaben gelungen, den staatlichen Geheimdienst von Belarus zu infiltrieren und Personalakten zu mehr als 8600 Angestellten einzusehen. Von den Behörden des autoritären Staats gibt es zu der Behauptung bislang keinen Kommentar, die Internetseite des KGB ist aber größtenteils nicht erreichbar. Auf der Startseite heißt es inzwischen lediglich, dass sich das Portal "in der Entwicklung" befinde. Laut den "Cyber Partisans" (auf belarussisch "кіберпартызаны") ist die Seite schon seit zwei Monaten nicht mehr erreichbar. Der Gruppe ist es angeblich bereits im Herbst gelungen, dort einzudringen und "alle verfügbaren Informationen" abzugreifen. Zum Beweis werden Datenbanken publik gemacht.

Die Veröffentlichung einer Liste von Administratoren der Internetseite, der gesamten Datenbank und von Server Logs sei eine Reaktion auf den Vorwurf des KGB-Chefs, dass die "Cyber-Partisanen" Angriffe auf kritische Infrastruktur des Landes planen würden. Das hat eine Art Sprecherin der Gruppe der AP mitgeteilt. Der Geheimdienstchef habe vorher behauptet, dass die Hacktivisten sogar Atomkraftwerke ins Visier nehmen würden. "Der KGB führt die umfangreichste Repression in der Geschichte des Landes durch und muss sich dafür verantworten", zitiert die Nachrichtenagentur Yuliana Shametavets. Weiter sagte sie demnach: "Wir setzen uns dafür ein, die Leben der Menschen in Belarus zu schützen und nicht sie zu zerstören, wie die repressiven Sicherheitsdienste."

Laut Shametavets ist es der Gruppe schon vor Jahren gelungen, in das Netzwerk des nach dem Ende der Sowjetunion nicht umbenannten Geheimdiensts einzudringen. Seitdem sei versucht worden, die Datenbank zu erbeuten. Nachdem das gelungen ist, hat die Gruppe nun einen Telegram-Bot eingerichtet, mit dem Menschen aus Belarus Geheimdienstangestellte identifizieren können. Dazu müssen sie demnach lediglich Fotos für eine Gesichtserkennung hochladen. Die Sprecherin kündigt an, dass es für das Regime immer schlimmer werden würde, wenn die Repression nicht eingestellt werde. Man werde die Attacken fortführen und dem Regime maximal möglichen Schaden zufügen.

Die "Cyber-Partisans" haben sich im Zuge der später blutig unterdrückten Proteste gegen das Regime von Alexander Lukaschenko nach den umstrittenen Wahlen vom August 2020 zusammengefunden. Seit ihr Gründung haben sie mit mehreren Hacks unter anderem von Sicherheitsbehörden auf sich aufmerksam gemacht. Mit den koordinierten Angriffen wollen sie "die Gewalt und Repression des terroristischen Regimes in Belarus beenden und das Land zurückbringen zu demokratischen Prinzipien und zur Rechtsstaatlichkeit". Kurz vor dem umfangreichen Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine hat die Gruppe einen Cyberangriff auf die Bahngesellschaft von Belarus ausgeführt, um unter anderem den Transport russischer Waffen und Truppen durch das Land zu erschweren.

(mho)