Spaniens Finanzministerin :
Sie ist die Nummer zwei hinter Sánchez

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Die spanische Finanzministerin María Jesús Montero
Finanzministerin María Jesús Montero ist eine der engsten Vertrauten des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez. Übernimmt sie die Führung, falls der Sozialist zurücktritt?

„Pedro, bleib!“, rief María Jesús Montero. Mit einem emotionalen Appell wandte sich die spanische Finanzministerin an Ministerpräsident Sánchez. Am Samstag leitete sie als stellvertretende Generalsekretärin die Sitzung des Präsidiums der sozialistischen PSOE-Partei. In der Regierung hat die 58 Jahre alte Ärztin schon seit Mittwoch kommissarisch die Führung übernommen, seit sich der Ministerpräsident in seine Residenz auf dem Gelände des Moncloa-Palasts zurückgezogen hat.

Immer mehr Blicke richten sich auf die Nummer zwei, die nach ihm mächtigste Frau in Partei und Regierung. Eine Kronprinzessin oder einen anderen Nachfolger hatte der Sozialist nie aufgebaut. Die eigene Partei schnitt er auf seine politischen Bedürfnisse zu und trennte sich, ohne zu zögern, von früheren Vertrauten.

Doch die Mutter von zwei Söhnen gilt schon länger als seine „natürliche Nachfolgerin“ – zumindest für eine Übergangszeit. Als Sánchez im vergangenen November sein neues Kabinett bildete, war aufgefallen, dass er seine Vertraute zur ersten Stellvertreterin ernannte (insgesamt hat er drei). Zuvor war die schlagfertige Politikerin mit dem unüberhörbaren Akzent ihrer Heimatstadt Sevilla zeitweise Regierungssprecherin.

Seit Sánchez’ erfolgreichem Misstrauensvotum am 1. Juni 2018 führt sie unangefochten das Finanzministerium und war eine Säule aller drei Minderheitsregierungen. Ihr wirtschafts- und finanzpolitisches Gewicht war im Dezember noch einmal gewachsen, als Wirtschaftsministerin Nadia Calviño Präsidentin der Europäischen Investitionsbank in Luxemburg wurde.

In der Regierung ist sie jetzt das Gegengewicht gegenüber der kommunistischen Arbeitsministerin Yolanda Díaz, der Vorsitzenden des linken Sumar-Bündnisses. Monteros Einfluss wächst weiter, seit sich der Wechsel von Umweltministerin Teresa Ribera nach Brüssel abzeichnet. Die Sozialistin Ribera, Sánchez’ dritte Stellvertreterin, ist Spitzenkandidatin für die Europawahl und soll danach einen Posten in der neuen EU-Kommission erhalten.

Im Kampf um die Führung der PSOE-Partei galt die 1966 in Sevilla geborene Chirurgin und Wirtschaftswissenschaftlerin zunächst als eine Vertraute von Sánchez’ schärfster innerparteilicher Rivalin Susana Díaz. Seit 2012 war die frühere Krankenhausmanagerin Montero erst Gesundheits- und dann Finanzministerin in der andalusischen Regionalregierung.

Andalusien war lange die Herzkammer der spanischen Sozialisten. Für die interne Stabilität seiner neuen Regierung musste deshalb Sánchez 2018 den Regionalverband, aus dem der erste sozialistische ­Ministerpräsident Felipe González kommt, entsprechend berücksichtigen. Monteros Aufstieg in Madrid begann.