Jens, kaufmännischer Angestellter, 27 Jahre, fragt: »Manchmal wünschte ich mir, ich wäre mutiger, dann würde ich meinen Kollegen endlich sagen, dass sie nicht so feige sein sollten, sich ständig hinter Paragrafen und Regeln zu verstecken. Und ich würde meinem Vorgesetzten sagen, dass er endlich Entscheidungen treffen sollte, anstatt nur herumzueiern. Doch so mutig war ich noch nicht. Bis jetzt jedenfalls. Das soll jetzt anders werden. Denn ich habe erkannt, dass ich genauso bin wie die, über die ich mich aufrege: feige. Wie werde ich mutiger?«

Lieber Jens,

wie wunderbar, wenn Sie durch den mangelnden Mut der Kollegen und des Chefs erkennen, was Sie für sich selbst ändern möchten. Ich hoffe, es ist Ihnen bewusst, welch enorme Chance Sie durch Ihr Umfeld erhalten. Über den Gegenpol, über das, was Sie nicht wollen, wird Ihnen Ihr Ziel gezeigt: Sie wollen mutiger werden.

• Mut ist die Breitschaft zum Wachstum

• Mut ist eine Entscheidung

• Treffen Sie diese Entscheidung zum Wachstum bewusst, so richten Sie damit Ihren Fokus und Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Ziel

Auch wenn Mut in erster Linie eine Entscheidung ist, sind Gefühle beteiligt und sie können uns daran hindern oder beflügeln, mutig zu sein. Hinter all unseren Entscheidungen, Auseinandersetzungen und Problemen verbergen sich Gefühle.

Welche Gefühle könnten Sie hindern, mutig Ihren Weg zu gehen?

Vielleicht haben Sie Ängste oder Bedenken? Wenn ja, dann wäre jetzt ein guter Zeitpunkt, sie sich anzusehen und sich ihnen zu stellen.

Wovor könnten Sie Angst haben?

• Angst, eine falsche Entscheidung zu treffen

• Angst davor, sich zu blamieren

• Angst vor Ablehnung oder Zurückweisung

• Angst davor, nicht (mehr) beliebt zu sein

Ohne diese Ängste könnten Sie gar nicht mutig sein!

Sie könnten Ihre Angst, Ihre Bedenken wie Ihr ureigenes Alarmsystem erkennen. Es will Ihnen zeigen, dass hier Vorsicht geboten ist. Sie könnten anhalten, Ihre Gefühle wahrnehmen, sie analysieren und dann mutig Ihre jeweilige Entscheidung treffen.

Was könnte passieren, wenn Sie mutig Ihre Meinung sagten? Sie könnten jetzt antworten, das würde in unserem Unternehmen auf Gegenwehr stoßen. Richten wir unseren Fokus doch einen Moment auf die mutige Version Ihres Selbst: Ein mutiger Jens geht zum Chef und erklärt ihm, dass es so nicht weitergehen kann. Und wenn die Führungskraft diesen »neuen« Weg nicht mitgehen mag, dann trifft er mutig eine neue Entscheidung.

Vielleicht bekommen Sie ebenfalls eine Führungspostion, weil bemerkt wird, dass man mit Ihnen unfassbar gut und schnell weiterkommt. Oder Ihr Mut passt überhaupt nicht in die vorhandenen Strukturen. Dann jedoch kann es gut sein, dass Sie beim nächsten Unternehmen sehr willkommen sind.

Mut lässt sich trainieren, wenn Sie sich trauen, alle möglichen Facetten zu betrachten. Eine mutige Entscheidung ist oftmals nicht bequem. Doch immer dann, wenn wir uns trauen, neue Wege zu gehen, dann haben wir die Chance, über uns hinauszuwachsen.

Herausforderungen des Lebens annehmen

Es ist wahrscheinlich das Mutigste, was man tun kann, sich jemandem so zu zeigen, wie man wirklich ist! Wie mutig ist es von einem Pflanzensamen, seinen harten und schützenden Kern zu verlassen. Eine harte Schale, in der er vielleicht viele Jahre hätte überleben können. Stattdessen entwickelt er sich in einen zarten und verletzlichen Sprössling. Kämpft mit allen Hindernissen, die ihm begegnen. Wahrscheinlich sogar ohne zu wissen, was einmal aus ihm werden wird, wendet er sich der Sonne zu, im Vertrauen zum Unbekannten. Jeder unbekannte Weg fordert Mut. Wir können die Herausforderung des Lebens annehmen und uns ihr stellen und werden dadurch wachsen. Oder wir verkriechen uns hinter einer harten Schale. Die Entscheidung trifft jeder für sich selbst.

Tapfere Vorbilder inspirieren

Eine weitere Möglichkeit: Suchen Sie sich Vorbilder und lassen Sie sich inspirieren. Mut führt schrittweise zu mehr Mut. Wenn Sie sich trauen und mutig sind, dann klopfen Sie sich bitte unbedingt selbst auf die Schultern und nehmen dies anerkennend wahr. Wie oft wünschen wir uns Lob und Anerkennung von unserem Umfeld, dabei erkennen wir unsere eigene Leistung nicht einmal selbst an? Machen Sie sich auch kleine Schritte bewusst.

Dennoch ist es wichtig, in der Balance zu bleiben. Manchmal ist man mutig und manchmal ist man feige. Es muss und darf beide Seiten im Leben geben. Es ist nie nur eine Seite gut oder schlecht. Es kommt auf die richtige Mischung an. Und diese ist Ihre ganz persönliche Entscheidung, diese kann uns sollte Ihnen niemand abnehmen.

Mich hat das Leben gelehrt, wie wichtig es sein kann, mutig einen Schritt nach dem nächsten zu gehen. Ich war nach einem Schicksalsschlag verzagt. Dennoch habe ich die Entscheidung getroffen, mutig zu werden. Ich habe gelernt und kleine Erfolge potenziert, indem ich mich selbst gelobt und motiviert habe. Ich habe neue Ziele manifestiert und bin daran gewachsen. Und heute, wenn ich feige bin, stelle ich mir die Frage: Wie wichtig ist mir mein Ziel? Will ich dafür meine Grenzen, meine Angst, überwinden oder eben nicht?

Heute weiß ich: Diese Entscheidung treffe ich bewusst. Und wenn ich mich einmal blamiere oder übers Ziel hinausschieße … so what, ich lebe. Mitunter kann das Leben viel zu kurz sein. Auch deshalb sollten wir es mutig leben und lieben, was wir tun.