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Unistädte entdecken Warum es sich in Bamberg gut studieren lässt

In Franken wird viel Bier gebraut und getrunken. Studentin Eva Neuberger bevorzugt andere Drinks. Wo man die am besten einnimmt und weshalb sie aus Bamberg gar nicht mehr wegmöchte, verrät sie hier.
Eva Neuberger in ihrer Studienstadt Bamberg: »Man geht nicht unter und findet schnell Anschluss«

Eva Neuberger in ihrer Studienstadt Bamberg: »Man geht nicht unter und findet schnell Anschluss«

Foto: Privat

Nicht nur bei Tourist:innen ist die Stadt Bamberg beliebt: Zum Studieren zieht es auch viele junge Menschen ins »fränkische Rom«. Den Spitznamen hat die Stadt, weil sie wie die italienische Hauptstadt auf sieben Hügeln erbaut ist.

Die 24-jährige Eva Neuberger lebt seit mittlerweile sechs Jahren hier. Vor allem die Altstadt hat sie von Anfang an begeistert. Und dass sie an jeder Ecke Freunde und Bekannte trifft.

Stadt, Land, Studium

Ob altehrwürdige Universitätsstadt oder eher unbekanntes Örtchen: Wer zum Studium an einen neuen Ort zieht, muss sich erst einmal orientieren. In der Reihe »Stadt, Land, Studium« stellen wir Hochschulstädte vor – und lassen Studierende erzählen, wie der Alltag dort abläuft.

Was hat der Campus zu bieten? In welchen Vierteln wohnt es sich am schönsten, was kostet ein WG-Zimmer? Welche Partys sind legendär und wo verbringt man seine Zeit, wenn man nicht im Hörsaal sitzt?

Campusleben: Standort, Mensa und Café

»An Bamberg schätze ich, dass das meiste fußläufig erreichbar ist – das bringt eine gewisse Spontanität mit sich. Die Stadt ist relativ klein, daher geht man nicht unter und findet schnell Anschluss. Auch mit den Dozierenden ist es Unterricht auf Augenhöhe. Mein Studiengang, Berufliche Bildung mit der Fachrichtung Sozialpädagogik, wird bayernweit nur in Bamberg angeboten. Vor sechs Jahren hat mir das die Entscheidung, wo ich zum Studieren hingehe, abgenommen. Ich wollte nämlich am liebsten in Bayern bleiben.

Mir gefällt es, dass die Uni keinen Campus hat, sondern die Institute verteilt sind. Manche Gebäude sind eher modern, andere noch historisch. Das Seminargebäude meines Nebenfachs Theologie ist zum Beispiel eher alt, mit Stuck an den Decken. Es liegt direkt an der Austraße. Hier gibt es viele Cafés, in denen man nach einer Vorlesung noch einen Kaffee trinken kann. Typisch für Bamberg ist auch, dass man überall Uni-WLAN hat, weil man meistens in der Nähe von irgendwelchen Unigebäuden ist. Meine Freunde und ich gehen regelmäßig in die Mensa in der Innenstadt. Das Mensaessen kostet so zwischen 2,10 und 4,80 Euro. Es gibt immer etwas mit Fleisch, vegetarische und vegane Gerichte und eine Salattheke. Eines meiner Lieblingsgerichte ist der Falafel-Wrap.«

Bamberg in Kürze
  • Fünftgrößte Stadt Frankens

  • Rund 80.000 Einwohner:innen

  • Sehenswürdigkeiten: Altes Rathaus, Bamberger Dom, Altenburg

  • Seit 1993 ist die Bamberger Altstadt Teil des UNESCO-Weltkulturerbes

  • Berühmte Erzeugnisse: Die Sams-Buchreihe von Paul Maar, Schlenkerla Rauchbier

Wohnen: WG-Preise und Stadtteile

»Das Schönste an Bamberg ist einfach, dass man dort wohnt, wo andere Urlaub machen. Hier die wunderschöne Altstadt mit dem historischen Fachwerk trifft auf die vielen jungen Studierenden, die frischen Wind reinbringen. Eigentlich kann man nirgends hingehen, ohne dass man Leute trifft, die man kennt. Ich wohne mit meinem Freund in der Nähe des Bahnhofs, da gibt es zum Beispiel den Kiosk Kunni, einen Biergarten. Selbst wenn man nur einen kleinen Spaziergang machen möchte, trifft man dort jedes Mal Freunde und Bekannte. Ich kann mir vorstellen, dass es Menschen gibt, die das abschreckt. Ich finde es aber schön.

Historische Altstadt von Bamberg: Altes Rathaus

Historische Altstadt von Bamberg: Altes Rathaus

Foto:

Kim Fischer / DER SPIEGEL

Während meiner Studienzeit habe ich wohnungstechnisch alles durchgespielt, von einer Einzimmerwohnung bis hin zur Vierer-WG. An Miete habe ich immer zwischen 315 und 350 Euro warm gezahlt. Besonders schön zum Wohnen ist der Stadtkern mit den vielen Fachwerkhäusern. Dort sind die Wohnungen tendenziell etwas teurer – in der Altstadt zahlt man so 450 bis 500 Euro. In der Nähe der Konzerthalle oder am Markusplatz gibt es auch schöne Wohngegenden. In der Konzerthalle spielen zum Beispiel die Bamberger Symphoniker und dort finden auch die Unikonzerte statt. Für Naturliebhaber ist Gaustadt ein guter Stadtteil, weil man schnell im Grünen ist. Mein Freundeskreis und ich haben uns nie schwergetan, eine WG zu finden, davon gibt es sehr viele in Bamberg.«

Studieren und Wohnen in Bamberg

Die Universität Bamberg  oder auch die Otto-Friedrich-Universität Bamberg zählte im Wintersemester 2023/24 rund 10.800 Studierende in mehr als 100 Studiengängen. Der Schwerpunkt liegt hier auf Geistes- und Kulturwissenschaften, Sozial- und Wirtschaftswissenschaften und Informatik.

Der Semesterbeitrag liegt derzeit bei 118,60 Euro inklusive Semesterticket.

Neben der Universität gibt es noch die private Fachhochschule des Mittelstands .

Ein WG-Zimmer in Bamberg kostete im Februar 2024 durchschnittlich 400 Euro. Das ergab ein Scoring des Moses-Mendelssohn-Instituts in Kooperation mit dem Immobilienportal Wg-gesucht.de und dem Projektentwickler GBI.

Es gibt sieben Studierendenwohnheime in der Stadt, die vom Studierendenwerk Würzburg  betrieben werden. Die Zimmerpreise variieren je nach Größe und Standort zwischen 289 Euro und 419 Euro.

Freizeit: Kultur, Kneipe, Klub

»Ich finde den Klostergarten von St. Michael sehr schön. Vor allem im Frühling, wenn die Obstbäume blühen. Von dort aus hat man auch einen guten Blick auf die Stadt. Im Sommer trifft man auf den Wiesen entlang der Regnitz viele Leute. Da hat man gut Platz zum Wikinger-Schach oder Flunkyball Spielen oder zum Picknicken.

Bier mag ich nicht besonders. Wenn man aber eine Biertrinkerin ist, ist man in Bamberg genau richtig. Vor allem, wenn man das bekannte Schlenkerla Rauchbier probieren möchte. Das geräucherte Bier ist eine Spezialität aus Bamberg und hat einen sehr prägnanten Geschmack. Ich bin ein großer Fan vom Café Marle, dort kann man sich Kuchen-Probierteller zusammenstellen lassen. Die besten Zimtschnecken gibt es meiner Meinung nach im Kaffeehaus Krumm&Schief.

Die meisten Bars und Kneipen sind in der Sandstraße. Zum Beispiel der Live-Club, in dem es jeden Montagabend den ›Schwof‹ gibt. Da kosten die Getränke nur die Hälfte. In den Haas Sälen darüber sind oft Mottopartys, Poetry Slams oder Stand-up-Comedy-Abende. Sonst gehe ich gern in die Fruchtbar und in die Weinbar Pizzini, da kann ich den Kirschwein empfehlen. Und den Käsekuchen-Schnaps im Ahörnla. Vor Kurzem habe ich auch den Freiraum für mich entdeckt, der ein bisschen alternativer ist. Ich bin nicht die größte Partygängerin, daher stört es mich nicht, dass es nicht viele Klubs in Bamberg gibt. Viele fahren dafür nach Nürnberg, das dauert so 40 Minuten mit der Regiobahn.«

(Mehr oder weniger) Wissenswertes über Bamberg

Die Bierstadt Bamberg macht ihrem Namen alle Ehre: Die Region Bamberg hat etwa 70 Brauereien, allein in der Stadt selbst gibt es elf gewerbliche Brauereien. Vor allem die Brauerei Schlenkerla ist für ihr Rauchbier bekannt.

Zudem ist Bamberg wegen der gut erhaltenen Altstadt als Drehort für Filmproduktionen beliebt. Unter anderem wurde hier für die »Sams«-Filmreihe (2001, 2003, 2012), »Das fliegende Klassenzimmer« (1973) und »Die drei Musketiere« (2011) gedreht.

Nach dem Abschluss: Wie geht’s weiter?

»Ich habe kurz vor Ostern meine Masterarbeit abgegeben. Gerade bewerbe ich mich als Vertretungslehrerin, weil ich erst in eineinhalb Jahren in mein Referendariat starten möchte. Ich würde sehr gern in Bamberg bleiben, weil ich mich hier mittlerweile heimisch fühle. Das geht tatsächlich den meisten so, die ich kenne. Je länger man studiert, desto mehr Leute trifft man, die nicht mehr aus Bamberg wegwollen.«