Schwetzinger Festspiele :
Ist das Haus irre, oder bin ich es?

Lesezeit: 4 Min.
Petruschka (Zvi Emanuel-Marial), Doppelgänger (Christian Tschelebiew), Klara (Olivia Stahn) schauen Goljadkin (Peter Schöne) beim Untergang zu.
Die Schwetzinger Festspiele bringen die Dostojewski-Oper „Der Doppelgänger“ von Lucia Ronchetti und Katja Petrowskaja zur Uraufführung. Dabei spielt der Raum selbst Theater.

Genialer Wurf, das Bühnenbild von Bettina Meyer! Sie hat eine Art Setzkasten mit unterschiedlich großen Fächern auf die Bühne des Rokokotheaters im Schwetzinger Schloss gestellt. In den Fächern müssen die Darsteller handeln, aber sie können es nur in Reaktion auf das Handeln des Raumes. Jedem zeitlichen Entwurf eigener Vorhaben kann ganz fix der Grundriss entzogen werden. Denn alle Wände innerhalb des Setzkastens sind beweglich: Böden heben sich, Decken senken sich, Seiten bewegen sich aufeinander zu. „Behutsam sei und schweige und traue keiner Wand“, heißt es im Liebeslied „Willst du dein Herz mir schenken“ – aber schlimmer als Wände, die Ohren haben, sind Wände, die gehen können. Zur Zeit wird hier der Raum. Das ist äußerst ungemütlich.

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