Firma in Düsseldorf unter Verdacht: Der deutsche Briefkasten der Mullahs

Auf dem Briefkasten von Mapna Europe GmbH in Düsseldorf steht auch der Name von Irans Wirtschaftsminister, Abbas Aliabadi

Auf dem Briefkasten von Mapna Europe GmbH in Düsseldorf steht auch der Name von Irans Wirtschaftsminister, Abbas Aliabadi

Foto: Uli Engers

Düsseldorf – Die Mullahs aus dem Iran bauen an einer Atombombe, wollen Israel vernichten – machen aber Millionen-Geschäfte in Deutschland. Eines ihrer verdächtigen Industrie-Unternehmen hat nach BILD-Recherchen eine unscheinbare Zweigstelle in Düsseldorf.

In einem Bürokomplex zwischen Hauptbahnhof und Altstadt firmiert die Mapna Europe GmbH. Schmuckloser Eingang, dunkles Treppenhaus. Kein Ort, an dem man ein staatlich gelenktes Unternehmen vermuten würde. Nur ein Name auf dem verkratzten Briefkasten lässt erahnen, wer hier am Werk ist: „Abbas Aliabadi“ – Wirtschaftsminister von Iran, Offizier der Revolutionsgarden, Vertrauter der Mullahs.

Wurde 2023 zum Wirtschaftsminister des Iran ernannt: Abbas Aliabadi. Zuvor war er einer der Chefs von Mapna in Düsseldorf

Wurde 2023 zum Wirtschaftsminister des Iran ernannt: Abbas Aliabadi. Zuvor war er einer der Chefs von Mapna in Düsseldorf

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Wirtschaftsminister Abbas Aliabadi 2023 in Teheran im Gespräch mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi

Wirtschaftsminister Abbas Aliabadi 2023 in Teheran im Gespräch mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi

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Jahrelang war Aliabadi Geschäftsführer des Düsseldorfer Unternehmens. Einige Monate nachdem er im Iran Minister geworden war, gab er den Job laut Handelsregister auf, agiert aber weiter im Hintergrund. So gehört die Firma zum Mapna-Mutterkonzern in Teheran, einer zentralen Säule der iranischen Wirtschaft. Mapna baut Kraftwerke und Öl-Förderanlagen, hat 15 000 Mitarbeiter, macht zwei Milliarden Umsatz im Jahr und gehört zur religiösen Stiftung Astan Quds Razavi, die von Staatschef Ali Chamenei (85) kontrolliert wird.

Experten warnen vor dem Düsseldorfer Unternehmen

Iran-Kenner wie der Politikwissenschaftler Emanuele Ottolenghi (55) warnen vor Mapna in Düsseldorf. So schilderte er bei einer Anhörung im US-Repräsentantenhaus vor wenigen Jahren (Protokoll liegt BamS vor): Das Unternehmen torpediert die Wirtschaftssanktionen gegen den Iran, macht dubiose Geschäfte mit Tochterfirmen in Dubai, der Türkei und China.

Die britische Regierung erhebt sogar einen noch schwerwiegenderen Verdacht: Sie setzte die Mapna Europe GmbH aus Düsseldorf auf eine Liste von internationalen Unternehmen, die mutmaßlich an der Herstellung oder Beschaffung von Massenvernichtungswaffen beteiligt sind.

Laut Experten gibt es vor allem in Düsseldorf und in Hamburg verborgene Firmennetzwerke, mit denen der Iran versucht, Sanktionen zu umgehen. Das Mapna-Netz sticht hier durch seine Prominenz hervor: Neben Wirtschaftsminister Aliabadi steht der Name Afshin Rezaei auf dem Briefkasten. Er leitet Mapna in Dubai, wurde vor Jahren in den USA wegen Verstoßes gegen Anti-Terror-Gesetze zu sechs Monaten Haft verurteilt.

Zudem war der Ex-Chef der iranischen Zentralbank, Tahmasb Mazaheri (70), für Mapna Europe tätig. Er führte 2018 sogar Geschäfte in Düsseldorf. Vor zehn Jahren geriet Mazaheri in Deutschland in die Schlagzeilen, als er am Flughafen Düsseldorf mit einem Scheck über 54 Millionen Euro erwischt wurde.

In diesem Gebäude nahe dem Hauptbahnhof in Düsseldorf hat die Mullah-Firma ihren Sitz

In diesem Gebäude nahe dem Hauptbahnhof in Düsseldorf hat die Mullah-Firma ihren Sitz

Foto: Uli Engers

BamS klingelte bei Mapna Europe, konfrontierte das Unternehmen mit den Vorwürfen. Es öffnet Frau C., Mitte 50, blonde Hochsteckfrisur. Sie trägt kein Kopftuch. In Düsseldorf geben sich die Mullahs weltoffen.

Firmenchef schweigt über seine Geschäfte

Die Assistentin macht gerade Abrechnungen, hat eine Liste mit Bankkonten auf dem Schreibtisch: bei der HypoVereinsbank, der Volksbank in Schaumburg und der indischen Hindujabank. Geschäftsführer der Mullah-Firma, Hooman A. (67), weigert sich aus seinem Büro zu kommen. „Kein Interesse an einem Gespräch“, lässt er ausrichten.

BamS-Chefreporter Hartmut Wagner versucht mit Mapna-Geschäftsführer Hooman A. zu sprechen. Der aber blockt ab

BamS-Chefreporter Hartmut Wagner versucht mit Mapna-Geschäftsführer Hooman A. zu sprechen. Der aber blockt ab

Mapna Europe arbeitet nach BamS-Recherchen mit einer internationalen Spedition in Nordrhein-Westfalen zusammen. Seltsam: Mal handelt das Unternehmen mit Industrieanlagen, mal taucht die Firma in Verbindung mit Tiefkühlkost auf. Verlässliche Informationen gibt es nicht. Eine Internetseite existiert nicht. Das Bundesamt für Ausfuhrkontrolle (BAFA) und der Zoll wollten sich auf Anfrage nicht äußern.

Als der Iran 2015 das internationale Atomabkommen unterzeichnete, Sanktionen gelockert wurden, explodierten die Geschäftszahlen von Mapna in Düsseldorf: Der Umsatz stieg von gut 40 Millionen Euro (2015) auf 98 Millionen Euro (2018). Seit der damalige US-Präsident Donald Trump 2018 aus dem Abkommen ausstieg, ist das Geschäft rückläufig. Ehemalige Geschäftspartner wie die Siemens AG brachen nach eigenen Angaben den Kontakt zu Mapna ab.

Mapna soll helfen, Terror gegen Israel zu finanzieren

Der Nationale Widerstandsrat des Iran (NWRI) ist ein scharfer Kritiker von Mapna. Ihr Sprecher Javad Dabiran (62) aus Berlin zu BamS: „Die Firma Mapna in Düsseldorf vertritt die Wirtschaftsinteressen des Mullah-Regimes in Deutschland. Ihr Mutterkonzern in Teheran ist stark mit der Stiftung Astan Quds Razavi verflochten, die unter anderem den Hisbollah-Terror im Libanon finanziert.“

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