Zu homophob für die Lega? :
Europakandidat bringt Salvini in Bedrängnis

Von Matthias Rüb, Rom
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Lega-Chef Matteo Salvini setzte die Kandidatur Vannacis gegen erheblichen Widerstand in den eigenen Reihen und in der Mitte-rechts-Koalition durch.
Das Verteidigungsministerium hat den für seine Ausfälle berüchtigten General Roberto Vannacci suspendiert. Lega-Chef Salvini stellt ihn dennoch zur Europawahl auf. Das gefällt im rechten Lager nicht allen.

Die Berufung des suspendierten Generals Roberto Vannacci zum Europawahlkandidaten für die rechtsnationale Partei Lega hat am Wochenende in Italien die Debatte zum Kampagnenauftakt bestimmt. Der stellvertretende Ministerpräsident und Verkehrsminister Matteo Salvini, der die Lega seit gut zehn Jahren führt, setzte die Kandidatur des umstrittenen Generals gegen erheblichen Widerstand in der eigenen Partei wie auch in den beiden anderen Parteien der Mitte-rechts-Koalition unter Führung von Ministerpräsidentin Giorgia Meloni durch. Der Fünfundfünfzigjährige tritt als unabhängiger Spitzenkandidat der Lega im Wahlgebiet Mitte mit der Hauptstadt Rom an.

Vannacci ist in den vergangenen Monaten immer wieder mit homophoben, rassistischen und fremdenfeindlichen Äußerungen aufgefallen. Verteidigungsminister Guido Crosetto von Melonis rechtskonservativer Partei Brüder Italiens suspendierte Vannacci im Februar für elf Monate von seinem Amt, weil der General 2023 ohne Wissen der Regierung die Streitschrift „Il mondo al contrario“ verfasst hatte.

Das Buch hat in Italien eine Auflage von mehr als 230.000 Exemplaren erreicht. In ihm beschreibt Vannacci Homosexuelle als „nicht normal“, macht den Feminismus für die hohe Zahl von Abtreibungen und Scheidungen verantwortlich und schreibt, nur Menschen weißer Hautfarbe seien „echte Italiener“. Die Staatsanwaltschaft Rom ermittelt wegen des Verdachts auf Anstiftung zum Rassenhass.

Führende Politiker der Lega distanzierten sich von Vannacci. Auch die Koalitionspartner Brüder Italiens und Forza Italia wollen mit dem Kandidaten nichts zu tun haben. Gegenüber der Zeitung „La Stampa“ hat sich Vannacci am Wochenende für die Wiedereinführung von Sonderklassen für Schüler mit Behinderung ausgesprochen.