Mario Grevelhörster musste schon Kraft aufwenden, um Karel Geraerts festzuhalten. Der Teammanager des FC Schalke 04 verhinderte damit unter Umständen einen noch größeren Eklat: Denn nach dem Schlusspfiff beim hart umkämpften 1:1 (0:0) gegen Fortuna Düsseldorf wollte der Cheftrainer mit aller Macht zu Schiedsrichter Harm Osmers, um ihm seine Meinung zu geigen. Zu dem „Gespräch“ kam es jedoch nicht mehr, was möglicherweise gut war.
Denn das, was Osmers in der fünften Minute der Nachspielzeit entschied, hatte die Arena zum Kochen gebracht. Der Düsseldorfer Joshua Quarschie zupfte den Schalker Assan Ouedraogo im Strafraum am Trikot. Ouedraogo fiel – und Osmers entschied auf Foulelfmeter. Wäre es dabei geblieben und die Gastgeber hätten den Strafstoß verwandelt: Schalke hätte den Klassenverbleib bei dann sieben Punkten Vorsprung auf den Relegationsplatz nahezu sicher gehabt.
Es kam anders. Osmers ging in die Review Area, schaute sich die Szene noch einmal an – und nahm seine Entscheidung wie auch die gelb-rote Karte für Quarschie zurück. Für Geraerts war dies nicht weniger als ein Skandal.
„Wenn der Schiedsrichter einen Elfmeter pfeift und es kein klarer Fehler ist, kann der VAR (Video Assistent Referee, d.Red.) nicht eingreifen“, sagte der Belgier und verwies auf den Kontakt am Arm. „Demnach war es die ursprüngliche Entscheidung kein klarer Fehler. Deshalb darf der VAR den Schiedsrichter nicht zum Bildschirm rufen. Für mich war es ein Elfmeter“, so Geraerts, der seine Mannschaft um die Siegchance gebracht sah. Dies habe er Osmers, mit dem er bereits vorher aneinander gerasselt war, was ihm die Gelbe Karte eingebracht hatte, mitteilen wollen.
Die Wut war groß. „Manchmal reicht ein kleiner Kontakt, um den Spieler am Torabschluss zu hindern. Vielleicht wäre Ouedraogo sonst einen Schritt näher zum Ball gekommen. Ich weiß nicht, warum der Schiedsrichter dann zum Bildschirm gerufen wird“, sagte Kenan Karaman. Der türkische Nationalspieler hatte die Schalker zwischenzeitlich in Führung gebracht hatte (55. Minute), ehe Ao Tanaka für die Fortuna ausgleichen konnte (67.).
Düsseldorfs Trainer zeigt Verständnis
Schalkes Torhüter Marius Müller erklärte, er sei „nur noch genervt“ - vor allem, weil er bei den Schiedsrichtern eine klare Linie vermisse. „Es gibt mittlerweile für alles Elfmeter oder keinen Elfmeter. Da müssen wir im Sommer etwa was überarbeiten“, schimpfte er. Der VAR sei zwar generell eine gute Einrichtung, „aber wenn du 25-mal hin- und zurückspulen musst, um was zu sehen, dann hat es nicht mehr mit der Dynamik der Aktion zu tun.“
Ein gewisses Verständnis für die Erregung der Schalker hatte auch Düsseldorfs Trainer Daniel Thioune. „An Karels Stelle würde ich da auch ein wenig aus der Hose gehen. Wenn man so ein Ding bekommt und es wird gepfiffen, versucht man es mit den Emotionen dann auch durchzubringen“, erklärte er gegenüber Sport1. Doch auch wenn die Schalker dem Sieg in der Schlussphase näher gewesen wäre, gehe die Punkteteilung in Ordnung. „Ich muss mit dem Ergebnis leben und kann es auch ganz gut“, so Thioune. Die Fortuna hält weiterhin Platz drei – mit fünf Punkten Rückstand auf einen direkten Aufstiegsplatz und vier Punkten Vorsprung auf den Tabellenvierten, den Hamburger SV. Düsseldorf muss noch gegen Nürnberg, Kiel und Magdeburg spielen.
Den Schalker, die noch aus Osnabrück, Rostock und Fürth treffen, sehen ebenfalls gute Chancen, ihr Saisonziel zu erreichen. Trotz allen Ärgers ist Geraerts zuversichtlich, dass der Sturz in die dritte Liga verhindert werden kann. „Wenn wir so weitermachen, wird es schwer, uns zu schlagen“, sagte er.