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Kommentar: Der Hoeneß-Knall zeigt Tuchels Nachfolger, worauf er sich wirklich einlässt
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IMAGO/Jan Huebner Uli Hoeneß und Thomas Tuchel (v.l.)
  • FOCUS-online-Autor

Uli Hoeneß sorgt für Unruhe, diesmal jedoch bei seinem eigenen Verein. Seine Kritik an Trainer Thomas Tuchel kommt für den FC Bayern zum denkbar schlechtesten Zeitpunkt und stellt eine Warnung an Tuchels Nachfolger dar. Ein Kommentar.

Thomas Müller wollte von der ganzen Sache nichts wissen. „Ist mir scheißegal“, wiegelte der Bayern-Star im Oliver-Kahn-Gedächtnisstil ab. Die Münchner gewannen gerade mit 2:1 gegen Eintracht Frankfurt und durften sich eigentlich über die gelungene Generalprobe für das Champions-League-Gipfeltreffen mit Real Madrid freuen. Doch es kracht mal wieder in München. Gewaltig.

Müller machte die Medien für die erneute Unruhe verantwortlich, denn die Nebengeräusche entstünden, „weil ihr uns die ganze Zeit danach fragt“, meckerte der Bayer gegenüber Sky-Reporter Patrick Wasserziehr. „Wenn jetzt der Uli Hoeneß eine Aussage tätigt und da würde keiner nachfragen, dann würde es gar keine Störgeräusche geben.“

Uli Hoeneß und das bayerische Naturgesetz

Aber genau hier liegt der Denkfehler von Müller: Denn wenn Uli Hoeneß etwas sagt, schlägt es Wellen. Das ist bayerisches Naturgesetz. Wenn der Bayern-Patron dann auch noch seine berüchtigte „Abteilung Attacke“ auspackt, dann sind die Sport- und Boulevard-Gazetten für die kommenden Tage automatisch gefüllt. 

Üblicherweise richten sich die Attacken aus München weg. Dortmund, Leverkusen oder Leipzig sind beliebte Ziele. Gerne auch Fußballfunktionäre in Frankfurt, Nyon oder Zürich. Gerne auch mal die Politik in Berlin. 

Doch dann gibt es immer wieder diese Momente, in denen Hoeneß als metaphorischer Elefant das sensible Münchner Glashaus an der Säbener Straße völlig demoliert und ramponiert. Das Splittern der roten Scherben ist dann besonders laut.

Da sind wir wieder. 

Wenige Tage vor dem wichtigsten Spiel der Saison wird Uli Hoeneß mit brisanten Anschuldigungen gegen Bayern-Trainer Thomas Tuchel zitiert. Bei einem Podiumsgespräch der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ am Freitagnachmittag sagte der Münchner Ehrenpräsident, Tuchel könne und wolle keine Spieler entwickeln. 

Tuchel ist fassungslos über Hoeneß-Aussagen

Ein unnötig vernichtendes Urteil für den Noch-Bayern-Trainer, das der nicht auf sich sitzen lassen kann. Der fassungslose Tuchel keilte am Sky-Mikrofon von Wasserziehr zurück. „Absolut haltlos“, „wenig Verständnis“ und „weit an der Realität vorbei“ sagte er. Der 50-Jährige fühle sich in seiner Trainerehre verletzt. „Das kratzt mein tiefstes Verständnis als Trainer an“, so der aufgebrachte Tuchel weiter.

Eigentlich würde er auf eine derartige Kritik gar nicht reagieren, wenn sie eben „nicht von Uli Hoeneß gekommen wäre“. Bayerisches Naturgesetz.

Experten wie Didi Hamann und Lothar Matthäus zeigten sich ebenfalls überrascht und verständnislos für die Aussagen von Hoeneß. Matthäus wäre „stinksauer, so etwas geht nicht“. Hamann forderte umgehend eine Aufklärung vonseiten des Bayern-Patrons. „Mich würde es sehr wundern, wenn Hoeneß nicht versucht, das klarzustellen oder sich zu entschuldigen“, so der Ex-Profi. „Wenn das nicht kommt, weiß ich nicht, wie es in dem Verein weitergehen soll.“

Ja, wie geht es denn beim FC Bayern weiter? Die Unruhe so kurz vor dem wichtigen Halbfinal-Hinspiel gegen Real ist für alle Beteiligten in München eine unnötige Ablenkung. „Diese Schlagzeilen braucht keiner“, sagte Matthäus. Müllers Reaktion ist das beste Beispiel.

Hoeneß-Knall als Abschreckung für Tuchel-Nachfolger

Aber auch im größeren Kontext ist der Streit ein Problem. Die Bayern sind immer noch auf der Suche nach einem Nachfolger für Tuchel. Die Besetzung eines der wichtigsten Posten im Verein gestaltet sich zunehmend komplex. Die ersten Wunschtrainer Xabi Alonso und Julian Nagelsmann haben abgesagt, nun soll Ralf Rangnick die erkorene (C-)Lösung sein. 

Der wird sich das Theater an der Säbener aber genau anschauen. Schon vor dem Beben hielt der Österreich-Coach die Bayern an der langen Leine. Laut „Salzburger Nachrichten“, die sich auf das Umfeld des 65-Jährigen berufen, plagen den Trainer ernsthafte Zweifel, ob er die Offerte annehmen soll. Der Umgang mit Tuchel ist dabei eine weitere Abschreckung. 

Die Erben des Hoeneß' und aktuell tatsächlich verantwortlichen Bayern-Bosse waren daher schnell um eine Schlichtung und Ruhe bemüht. Sportvorstand Max Eberl sagte zum Streit: „Es sind zwei Männer, die in ihrem Leben großartiges geleistet haben. Uli natürlich schon viel länger, weil er viel älter ist. Er hat diesen Verein aufgebaut, groß gemacht. Dann Thomas, der eine großartige Trainerkarriere hat, der schon Titel gewonnen hat und bei sehr großen Vereinen gearbeitet hat. Da braucht man nichts machen – das sind zwei Männer, die werden sich zusammenraufen.“

Hat Hoeneß sein Gespür verloren?

Eberl weiß, dass derzeit schon genügend Trubel in der Trainerthematik beim FC Bayern steckt. „Es ist intensiv. Ich finde aber nicht, dass es FC Hollywood ist. Es ist ein Verein, der lebt, der scheinbar die ganze Nation interessiert“, so der 50-Jährige, der seine schwere Aufgabe im März antrat.

Er und Sportdirektor Christoph Freund versuchen „bei allem, was gerade um uns herum ist“, die stete Unruhe auszublenden und besonnen eine zeitnahe Lösung zu finden. Ein Club-Patriarch, der sich in diese Thematik regelmäßig einmischt, erschwert den Job. Dabei hatte gerade Hoeneß doch immer ein so gutes Gespür, für den Zeitpunkt seiner Attacken. Diese hier könnte nicht unpassender sein.

Ja, er wird von den Medien gefragt. Aber Hoeneß antwortet. Was dann folgt, ist bayerisches Naturgesetz.

dom
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