Westlich von Neapel :
Eines der schwersten Beben seit Jahrzehnten

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Eine Schule in der Nähe von Neapel übt für den Erdbeben-Ernstfall.
In der Stadt Bacoli verließen verängstigte Menschen ihre Häuser. Experten versuchen jedoch die italienische Bevölkerung zu beruhigen: Es deute momentan nichts auf ein sich anbahnendes katastrophales Erdbeben hin.

Die Phlegräischen Felder westlich von Neapel sind am Wochenende von einem der schwersten Erdbeben seit Jahrzehnten erschüttert worden. Das heftigste Beben wurde am frühen Samstagmorgen gegen 5.44 Uhr mit einer Stärke von 3,9 auf der Richterskala registriert. Das Epizentrum lag im Golf von Neapel in einer Tiefe von 3 Kilometern.

Das Beben war auch in mehreren Stadtvierteln im Westen Neapels zu spüren. In der Stadt Bacoli, knapp 30 Kilometer südwestlich von Neapel gelegen, verließen verängstigte Menschen ihre Häuser und Wohnungen. Der Zivilschutz meldete außer kleineren Fassadenrissen und herabstürzenden Putzteilen keine nennenswerten Schäden.

Schon in der Nacht zuvor hatte die Erde mit einer Stärke von 2,4 gebebt. Das ganze Wochenende über gab es immer wieder schwächere Erschütterungen. Bis zum Abflauen des „seismischen Schwarms“ am Sonntag wurden mehr als vier Dutzend Erdstöße registriert.

Spekulationen über „Supereruption“ unseriös

Die Schwarmbeben gehen auf das Phänomen des sogenannten „bradisismo“ (Bradyseismos) zurück, ein meist langsames Heben und Senken der Erdoberfläche. Es lässt sich vor allem in den Phlegräischen Feldern in der süditalienischen Region Kampanien beobachten und wird durch den Zu- und Abfluss von Magma und heißen Gasen in obere Gesteinsschichten verursacht.

Italienische Seismologen und die Behörden der Region weisen die seit Monaten zirkulierenden, teils effekthascherischen Berichte internationaler Medien über eine bevorstehende „Supereruption“ oder ein katastrophales Erdbeben im Umland der Metropole Neapel als wissenschaftlich unseriös zurück.

Francesca Bianco, Abteilungsleiterin für Vulkane beim Nationalen Institut für Geophysik und Vulkanologie (INGV), wies in der Zeitung „La Repubblica“ vom Sonntag darauf hin, dass es bereits im September ein Erdbeben von der Stärke 4,2 auf der Richterskala gegeben habe, das schwerste seit 30 Jahren. Derzeit könne man sich „kein Erdbeben katastrophalen Ausmaßes vorstellen“, da es in den Phlegräischen Feldern keine entsprechenden seismogenen Strukturen gäbe, die auf ein solches Ereignis hindeuteten. Das zuletzt verstärkte Phänomen des Bradyseismos könne sich wieder abschwächen, wie etwa in den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts, es könne aber auch anhalten oder sich sogar verstärken bis hin zu einem „Eruptionsszenario“. Dafür gebe es aber „heute keine Beweise“, sagte Bianco.