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Meinung Verkehrswende

Das Deutschlandticket ist ein teurer Flop

Freier Autor
WELT-Autor Alan Posener WELT-Autor Alan Posener
WELT-Autor Alan Posener
Quelle: Claudius Pflug
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Deutschlandweit für 49 Euro den ganzen ÖPNV nutzen? Die drei Milliarden Steuergelder dafür sind eine Fehlinvestition. Tatsächlich würde etwas ganz anderes helfen, um die Verkehrswende ordentlich voran zu treiben.

Ich bin für die Verkehrswende. Deshalb bin ich gegen das Deutschlandticket. Denn es trägt fast nichts dazu bei, dass mehr Menschen Bahn, Bus, Tram und Co. – kurz, den ÖPNV – benutzen.

Statt drei Milliarden Euro Steuergelder jährlich in die Taschen von Leuten wie mir zu stecken, damit ich für 49 Euro monatlich die öffentlichen Verkehrsmittel in allerlei Städten und Landkreisen benutzen kann, die ich nie besuchen will, sollten die öffentlichen Verkehrsmittel für die Nutzer vor Ort attraktiver werden.

Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) hat den Großversuch mit dem Deutschlandticket ausgewertet. Das Ergebnis ist ernüchternd. Es ist dem Ticket nicht gelungen, „wirklich einen Beitrag dazu zu leisten, mehr Menschen vom Auto auf den ÖPNV zu holen“, stellt VDV-Präsident Ingo Wortmann fest. Mit anderen Worten, das 49-Euro-Ticket leistet nicht das, was es leisten soll. Es ist ein teurer Flop.

92 Prozent der Deutschlandticket-Abonnenten haben – wie auch ich – schon vorher den ÖPNV benutzt, sei es mit den Abos der regionalen oder städtischen Gesellschaften, sei es mit Einzelfahrscheinen.

Nur acht Prozent sind Neueinsteiger, also – hoffentlich – Umsteiger vom Auto. 35 Prozent der Abonnenten sind zwischen 14 und 29 Jahre alt. Vermutlich, weil sie als Schüler, Studierende, Azubis oder Freiwilligendienstleistende das Deutschlandticket günstig oder umsonst bekommen, und weil sie sich noch kein Auto leisten können.

Fast achtzig Prozent aller Abonnenten wohnen in Städten, wo der ÖPNV schon seit jeher eine sinnvolle Alternative zum Auto darstellt. Nur 21 Prozent wohnen auf dem Land. Es hat auch wenig Sinn, für 49 Euro ein Ticket zu kaufen, das einem ermöglicht, überall in Deutschland Bus zu fahren, wenn das eigene Dorf nur zweimal am Tag vom Bus angesteuert wird.

Renoviert doch einfach mal die Bahnhöfe

Will man, dass Pendler umsteigen, dann müssen die Schlafdörfer rund um die Großstädte bequem und häufig erreichbar sein. Will man, dass Bewohner im ländlichen Raum für Einkauf und Arztbesuch das Auto zuhause lassen, dann muss es auch die entsprechenden Verbindungen geben.

Mit drei Milliarden Euro jährlich könnte man einen Anfang machen, das Angebot zu verbessern. Auch in den Städten gäb‘s genug zu tun: Mehr Personal, damit Bus- und Bahnhöfe nicht zu Schlafstätten und Bedürfnisanstalten für Bettler, Junkies und so weiter werden, und damit den Kunden bei Problemen auch geholfen wird. Mehr und größere Aufzüge an den Bahnhöfen, um die Mitnahme von Fahrrädern zu erleichtern.

Ich wäre zufrieden, wenn ich für etwa 50 Euro, wie schon vor Einführung des Deutschlandtickets, in meiner Heimatstadt Berlin und in Brandenburg herumfahren könnte. Will ich nach München oder Hamburg, Rostock oder Leipzig, kann ich mir eine Touristenkarte für den ÖPNV kaufen. Das Deutschlandticket ist „nice to have“, wie es neudeutsch heißt, aber nicht nötig. Und was nicht nötig ist, aber teuer, kann weg.

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