Selbst Xabi Alonso ist ratlos :
„Keine Erklärung, warum das passiert“

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Konnte es nicht glauben: Abermals trifft Xabi Alonsos Mannschaft kurz vor Schluss.
Wieder sieht es nach der ersten Saisonniederlage für Leverkusen aus, wieder trifft der deutsche Meister spät in der Nachspielzeit. Stuttgart-Trainer Hoeneß ist außer sich und schimpft über den Schiedsrichter.

Selbst Xabi Alonso wirkte nach dem neuerlichen Last-Minute-Tor seiner Meistermannschaft ratlos. „Es gibt keine Erklärung, warum das im Fußball passiert“, sagte der Trainer von Bayer Leverkusen, der den 15. Treffer der „Werkself“ in dieser Saison in der Nachspielzeit mit ungläubigem Blick verfolgt hatte: „Ich kann nichts sagen – aber es war gut für uns.“ Womöglich auch mit Blick auf den Europa-League-Showdown in der kommenden Woche.

Dass Bayer auch nach dem vorzeitigen Gewinn des ersten Meistertitels in der Bundesliga ungeschlagen blieb, verdankte das Team von Alonso beim 2:2 (0:0) gegen den VfB Stuttgart wieder einmal einer erfolgreichen Aufholjagd und einem Last-Minute-Treffer von Nationalspieler Robert Andrich (90.+6). Der Werksklub kann durch das Remis am Samstag den Punkterekord in einer Spielzeit zwar nicht mehr holen, doch das trübte die Freude der Leverkusener kaum. Für Torschütze Andrich, der durch sein Tor die erste Saisonniederlage abermals verhindert hatte, war es „einfach nur geil, wie die Mannschaft das Ding nicht verlieren“ wollte. Er könne sich „vorstellen, dass die Gegner im Hinterkopf haben: Scheiße, wir dürfen nicht abschalten“.

Für Trainer Alonso liegt das Geheimnis seiner Mannschaft in einer Kombination aus „Leidenschaft und Teamspirit“. Es sei „egal, dass wir schon Meister sind, wir wollen weitermachen“, hatte der Baske schon vor der Partie gegen Stuttgart gesagt. Gegen den Tabellendritten holte Bayer einen 0:2-Rückstand auf. „Wir haben so ein starkes Spiel gemacht, da tut es extrem weh“, sagte VfB-Torhüter Alexander Nübel.

Hoeneß: „Für mich muss das Tor aberkannt werden“

Es sei ein „Riesenantrieb“, die Bundesliga-Saison als erstes Team überhaupt ohne Niederlage abzuschließen, meinte Andrich, der den Fokus bereits auf das Halbfinal-Hinspiel der Europa League am Donnerstag (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Europa League und bei RTL) bei der AS Rom richtete. Nach dem Aus im Vorjahr habe Leverkusen „eine Revanche offen. Wir wollen den nächsten Step ins Finale machen“.

Auch Abwehrchef Jonathan Tah soll dann wieder dabei sein, nachdem er gegen Stuttgart einen Schlag abbekommen hatte und in der Pause ausgewechselt worden war. Der erste Test sei „nicht so schlecht“ gewesen, „wir wollten kein Risiko eingehen“, sagte Alonso. Er sei „optimistisch“ und hoffe, dass der Nationalspieler in Rom dabei sein werde.

Für seine vierte Gelbe Karte in dieser Saison, die Alonso im Spiel gegen den VfB sah, hatte der Leverkusen-Trainer derweil kein Verständnis. „Ich verstehe die Gelbe Karte nicht so gut“, sagte Alonso, der nun im nächsten Spiel bei Eintracht Frankfurt gesperrt ist: „Es war leidenschaftlich auf der Bank, aber es ist nichts Besonderes passiert. Es gab Diskussionen mit dem Schiri und mit der anderen Bank, aber voller Respekt. Aber ich muss es akzeptieren und das nächste Spiel von der Tribüne aus sehen.“

Sein Kollege Sebastian Hoeneß bekam in derselben Aktion auch die Gelbe Karte von Schiedsrichter Felix Zwayer gezeigt. Auf die Frage, ob er in seiner jungen Trainer-Karriere zum ersten Mal gesperrt sein wird, sagte der 42 Jahre alte Alonso lachend. „Um ehrlich zu sein nicht. Bei der zweiten Mannschaft von San Sebastian war ich auch schon mal gesperrt.“

Hoeneß war deutlich schlechterer Laune. Nach dem in der Entstehung durchaus strittigen Gegentreffer in der Nachspielzeit schimpfte der VfB-Coach über Schiedsrichter Felix Zwayer. „Für mich muss das Tor aberkannt werden. Zumindest muss es sich angeguckt werden“, sagte Hoeneß bei Sky über das Tor von Andrich zum 2:2. „Da sind zwei Arme im Rücken von Anthony Rouault und dann geht ein Ball an die Hand“, analysierte Hoeneß.

Zwayer, der bei der Europameisterschaft in Deutschland in diesem Sommer pfeifen wird, gab den Treffer dennoch und verzichtete darauf, sich die Videobilder selbst anzusehen. Nach einem Freistoß von Florian Wirtz hatte Leverkusens Torjäger Victor Boniface seinen Gegenspieler Rouault zur Seite geschoben, dann prallte der Ball an den Arm von Piero Hincapie – und fiel Andrich im Getümmel im Strafraum vor die Füße.

„Ich bin nicht einverstanden mit dem zweiten Tor, ich bin nicht einverstanden mit der Schiedsrichter-Leistung“, sagte Hoeneß: „Für mich ganz klar, dass es nicht zählen darf. Aber der Schiri muss rausgehen. Es kann nicht sein, dass er das bei einem so wichtigen Tor nicht noch mal checkt.“