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Notenbank vertagt Zinserhöhung Yen rutscht auf 34-Jahres-Tief

Der japanische Yen ist seit Wochen schwach, nun hat er seinen Abwärtstrend noch beschleunigt: Die Währung stürzte zuletzt auf den tiefsten Stand seit 1990. Die Bank of Japan beließ den Leitzins vorläufig auf dem geltenden Niveau.
Zentralbankchef Kazuo Ueda: Die Bank of Japan (BoJ) beließ den Leitzins auf dem seit der Erhöhung vom März geltenden Niveau

Zentralbankchef Kazuo Ueda: Die Bank of Japan (BoJ) beließ den Leitzins auf dem seit der Erhöhung vom März geltenden Niveau

Foto: Yuichi Yamazaki / AFP

Es geht weiter bergab für den japanischen Yen: Nach dem Zinsentscheid der Bank of Japan fiel die Währung erneut – bis auf den tiefsten Stand seit 1990. Für einen Dollar mussten erstmals seit 34 Jahren mehr als 156 Yen gezahlt werden.

Japans Notenbank geht trotz der anhaltenden Schwäche des Yen in Warteposition: Die Bank of Japan (BoJ) beließ den Leitzins auf dem seit der Erhöhung vom März geltenden Niveau von 0,0 bis 0,1 Prozent. Damals hatten die Währungshüter den Leitzins erstmals seit 17 Jahren angehoben. Sie vollzog damit als letzte große Zentralbank weltweit die Zinswende nach oben, während die Fed in den USA und die Europäische Zentralbank (EZB) nach teils aggressiven Erhöhungen schon wieder eine erste Senkung anpeilen.

Zentralbankchef Kazuo Ueda (72) machte nach dem Zinsbeschluss am Freitag deutlich, dass der weitere geldpolitische Pfad vom Zustand der Wirtschaft und der Entwicklung der Preise abhänge. All dies werde bei jeder geldpolitischen Sitzung genau unter die Lupe genommen.

Währungshüter signalisieren Zinserhöhung

Zugleich legte die BOJ neue Prognosen vor, wonach die Inflation in den nächsten drei Jahren in der Nähe des Notenbank-Ziels von 2 Prozent bleiben werde. Damit signalisierten die Währungshüter ihre Bereitschaft, die Zinsen im Laufe des Jahres weiter anzuheben. Die neuen Inflationsprognosen der BoJ gehen für das seit April laufende Fiskaljahr von einer Kerninflation von 2,8 Prozent aus.

Der Yen reagierte mit Kursschwankungen, blieb aber in der Nähe seines 34-Jahres-Tiefs, nachdem er zwischenzeitlich Boden gut gemacht hatte. Dieser vorübergehende Kursanstieg versetzte die Händler in höchste Alarmbereitschaft mit Blick auf mögliche Anzeichen einer Intervention. Japans Finanzminister Shunichi Suzuki (71) hatte gesagt, er beobachte die Währungsbewegungen genau und sei bereit, umfassende Maßnahmen zu ergreifen.

Kursverfall des Yen ist „zweischneidiges Schwert"

Die Schwäche der japanischen Währung sei „ein zweischneidiges Schwert“ für die Wirtschaft des Landes, meint NordLB-Analyst Tobias Basse. Einerseits verbessere die Abwertung die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen: „Andererseits befürchtet das Finanzministerium in Tokio offenbar, dass höhere Importpreise die Konsumfreude der privaten Haushalte in Japan regelrecht verhageln könnten.“

Die Zentralbank will zudem den Kauf von Staatsanleihen auf der Grundlage des März-Beschlusses im Volumen von monatlich rund sechs Billionen Yen (rund 35,9 Milliarden Euro) fortsetzen. Damit platzten Hoffnungen mancher Händler, dass die BoJ ihre Ankäufe bald zurückfahren könnte, um den Yen-Kurs zu stärken.

frm/Reuters

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