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Kai Lange

Der Freitag im Überblick Aufregung bei Thyssenkrupp und ein Ruhepol für SAP

Kai Lange
Ein Newsletter von Kai Lange
Jeden Abend sortieren wir die Wirtschaftsthemen und versorgen Sie mit exklusiven Informationen. Heute mit dem vermeintlichen Retter von Galeria, dem neuen Herrscher bei Thyssenkrupp Steel und dem designierten Chefkontrolleur bei SAP.

Der Mann, der Galeria Karstadt Kaufhof retten soll, kennt die Härten des Abstiegskampfes. Als Präsident des SV Waldhof Mannheim will Bernd Beetz (73) sein Team unbedingt in der dritten Fußball-Liga halten – und muss seit Mitte April zugleich ein noch weit schwierigeres Projekt meistern. Als Co-Investor will Beetz die insolvente Kaufhauskette Galeria aus dem implodierten Signa-Imperium des René Benko (46) wieder zukunftsfähig machen. Kein Klassenerhalt, sondern märchenhafter Wiederaufstieg.

Bernd Beetz: Gemeinsam mit Co-Investor Richard Baker will Beetz mindestens 70 Galeria-Filialen retten

Bernd Beetz: Gemeinsam mit Co-Investor Richard Baker will Beetz mindestens 70 Galeria-Filialen retten

Foto: Oliver Zimmermann / foto2press / IMAGO

Wie das nach nunmehr drei Karstadt-Insolvenzen gelingen kann, hat Beetz noch nicht so genau verraten. Der kantige Topmanager hat durchaus Erfolge vorzuweisen, wie mein Kollege Lutz Reiche schreibt: Beim Luxusriesen LVMH führte er die Marke Dior, anschließend sanierte er im Auftrag der Milliardärsfamilie Reimann den kriselnden Kosmetikkonzern Coty. Jedoch: Beetz' jetziger Co-Investor Richard Baker (58) war mit seiner HBC-Gruppe bereits von 2015 bis 2018 Eigentümer von Galeria Kaufhof – und grandios gescheitert. Immerhin wissen die alten und neuen Eigentümer Baker und Beetz nun, wie es nicht funktioniert. Zumal laut jüngsten Plänen des Insolvenzverwalters inzwischen wohl 16 der 92 Galeria-Filialen vor der Schließung stehen. Gelingt es Beetz mit veränderter Taktik, Galeria doch noch zu einem Fixpunkt in deutschen Innenstädten zu machen, er wäre der Xabi Alonso des deutschen Einzelhandels. Kann dieser Fußballfan Galeria retten? 

Der Kopf des Tages:

Firmenjongleur: Investor Daniel Křetínský

Firmenjongleur: Investor Daniel Křetínský

Foto: David W Cerny / REUTERS
  • Um das schwächelnde Stahlgeschäft von Thyssenkrupp wird seit Jahren gerungen. Jetzt hat die EP Corporate Group des tschechischen Milliardärs Daniel Křetínský (48) einen Anteil von 20 Prozent an der Stahlsparte erworben – mit einer Option auf weitere 30 Prozent. Damit kommt ein Firmenjongleur und Investor, den seit Jahren der Hautgout des Unseriösen umweht – weswegen nicht nur die IG Metall in Duisburg ernste Zweifel an dem Einstieg hat. Er besitzt bereits Energieunternehmen, ist an der Metro beteiligt, an Fußballklubs, an Medienhäusern und vielem mehr, quer durch Europa. Sein Beuteschema: Firmen, die niemand anderes will – und die hohe Returns versprechen. Meine Kollegin Kirsten Bialdiga hat mit vielen Leuten gesprochen und stellt ihn vor: Der neue Herrscher bei Thyssenkrupp Steel. 

Die Wirtschaftsnews des Tages:

Damit Sie mitreden können:

  • Der jüngste Gewinnsprung hat die Aktie der Deutschen Bank in dieser Woche auf ein Sechs-Jahres-Hoch getrieben. Aber: Die katastrophale Integration der Postbank mitsamt Tausenden erbosten Kunden hat Deutschlands größtem Geldhaus nicht nur im Geschäft mit Privatkunden geschadet. Im Aufsichtsrat wachsen Zweifel, ob CEO Christian Sewing (53) eine mögliche Großfusion mit einem europäischen Konkurrenten hinbekommt, wenn es schon bei der lange bekannten Postbank hakt. Die für Sewing bedrohliche Situation beleuchten mein Kollege Sven Clausen und meine Kollegin Katharina Slodczyk in unserem wöchentlichen Podcast „Das Thema“.

Wichtige Personalien:

  • Der ehemalige Nokia-Präsident Pekka Ala-Pietilä (67) wird nach der SAP-Hauptversammlung im Mai Urgestein Hasso Plattner (80) als Aufsichtsratschef des Softwarekonzerns ablösen. Plattner wählt damit einen Ruhepol statt eines Revoluzzers: Ala-Pietilä gilt als Technologe durch und durch und war von 2002 bis 2021 bereits Aufseher bei Deutschlands wertvollstem Konzern. Meine Kollegin Christina Kyriasoglou stellt ihn vor .

  • Bei Rich Handler (62) ist der Name Programm: Der Ex-Aktienhändler ist inzwischen Chef der US-Investmentbank Jefferies und in der persönlichen Vermögensbildung weit fortgeschritten. Anlass, sich auch mal selbst ein Geschenk zu gönnen und 1,5 Millionen Jefferies-Aktien im Wert von 65 Millionen Dollar zu verkaufen. Er glaube zwar weiter fest an den Erfolg von Jefferies, beteuerte Handler, aber es sei Zeit für den Kauf einer gebrauchten, etwa 50 Meter langen Westport-Superjacht. Dafür musste Handler rund 7 Prozent seines Aktienvermögens verkaufen, sein Depot ist laut „Financial Times“ mehr als 800 Millionen Dollar schwer. Dekadent? Ach was. Angenommen, Sie hätten ein Aktiendepot im Wert von 200.000 Euro und würden Aktien im Wert von 14.000 Euro verkaufen, um einen gebrauchten VW Polo zu erstehen – niemand würde sich aufregen.

Was Sie in Ihrem Unternehmen weiterbringt:

  • Wer etwas über Führung lernen will, der sollte sich mit Basketball-Legende Chris Paul (38) unterhalten. Der Spielmacher der Golden State Warriors läuft unter anderem mit Individualisten wie Stephen Curry und Draymond Green auf – und spricht im Interview über Lektionen, die er an der Tankstelle lernte, über den Umgang mit Niederlagen und wie schnell Sportler in einer Krise vergessen werden. Falls Sie es also nicht so rasch nach San Francisco schaffen, hier eine Abkürzung zum Führungs-Talk: „Niemand hat Mitleid mit dir“ .

Das Beste aus dem aktuellen „Economist“:

Meine Empfehlung für den Abend:

Gründerglanz: Vor den Zalando-Erfindern und Co-CEOs Robert Gentz (l.) und David Schneider liegt das wohl größte Problem ihrer Karriere

Gründerglanz: Vor den Zalando-Erfindern und Co-CEOs Robert Gentz (l.) und David Schneider liegt das wohl größte Problem ihrer Karriere

Foto:

Zalando

  • Die Zalando-Chefs Robert Gentz (40) und David Schneider (41) müssen den Modehändler möglichst schnell wieder auf Wachstumskurs führen. Sie sollen in dem Dax-Unternehmen eine Start-up-gleiche Dynamik mit Profit paaren – und wollen sich dabei in Teilen von einem Onlinehändler zu einem Medienunternehmen weiterentwickeln. Eine fast unmögliche Aufgabe, analysiert meine Kollegin Christina Kyriasoglou. Sie hat mit Gentz gesprochen, mit Vorstand David Schröder (41), mit der Managerin Anne Pascual (48) sowie mit Konkurrenten und Geldgebern. Herausgekommen ist ihre Inside-Analyse eines riskanten Balanceakts. Zalandos Börsenwert ist inzwischen niedriger als der Umsatz – für wachstumsorientierte Firmen ist so ein negatives Multiple ein Alarmzeichen. Schrei vor Druck.

Ich wünsche Ihnen ein sonniges Wochenende

Ihr Kai Lange

PS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .