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Sarah Heuberger

Tech Update Riskanter Balanceakt für die Zalando-Chefs

Sarah Heuberger
Ein Newsletter von Sarah Heuberger
Unser Newsletter „Tech Update“ liefert wöchentlich exklusive Recherchen, Analysen und News zu Start-ups und Innovationen. Diesmal: Zalando, SAP, Getir, Meta, Binance, TikTok, Autodoc, HelloFresh

Liebe Leserin, lieber Leser.

Investoren haben ja immer viele Ansprüche: Schnell sollen die Firmen wachsen, aber dabei gleichzeitig auch nicht zu viele Verluste einfahren. Am besten vielleicht gar keine. Sicherheit und Radikalität in einem – Start-up-Mentalität, ja klar, aber dann bitte auch mit Corporate-Renditen. Unfair? Vielleicht, aber im Fall von Zalando muss dieses Kunststück gelingen – eine Situation wie bei keinem anderen Dax-Konzern. Wie die Chancen auf Erfolg stehen, haben wir für Sie in einem Inside-Report recherchiert.

Alle unsere Topthemen diese Woche:

  • Zalando unter Druck: Wie sich der Onlinehändler jetzt behaupten muss

  • Hasso Plattners Nachfolger Pekka Ala-Pietilä – wer ist der Neue in SAPs Aufsichtsrat?

  • Wieso sich Getir aus Deutschland zurückzieht – und was das für die Flink-Übernahme bedeutet

  • Deutsche KI-Start-ups: Gründungshype und Fundingdefizit

Exklusive Recherche: Der Zalando-Balanceakt

Gründerglanz: Vor den Zalando-Erfindern und Co-CEOs Robert Gentz (l.) und David Schneider liegt das wohl größte Problem ihrer Karriere

Gründerglanz: Vor den Zalando-Erfindern und Co-CEOs Robert Gentz (l.) und David Schneider liegt das wohl größte Problem ihrer Karriere

Foto:

Zalando

Die Zalando-Chefs Robert Gentz (40) und David Schneider (41) müssen den Modehändler möglichst schnell wieder auf Wachstumskurs führen. Sie sollen in dem Dax-Unternehmen Start-up-gleiche Dynamik mit Profit paaren – und wollen sich dabei in Teilen von einem Onlinehändler zu einem Medienunternehmen weiterentwickeln. Eine fast unmögliche Aufgabe, analysiert meine Kollegin Christina Kyriasoglou. Sie hat mit Gentz gesprochen, mit Vorstand David Schröder (41), mit der Managerin Anne Pascual (48) sowie mit Konkurrenten und Geldgebern. Herausgekommen ist ihre Inside-Analyse eines riskanten Balanceakts.  Und by the way: Die Investoren sind auch noch nicht gänzlich überzeugt, Zalandos Börsenwert ist niedriger als der Umsatz – für wachstumsorientierte Firmen ist so ein negatives Multiple ein Alarmzeichen. Schrei vor Druck.

Köpfe: Pekka Ala-Pietilä ++ Changpeng Zhao ++ Jeff Bezos ++ Peter Thiel ++ Bastian Schweinsteiger

Ruhepol statt Revoluzzer: Der Finne Pekka Ala-Pietilä wird neuer Aufsichtsratschef bei SAP

Ruhepol statt Revoluzzer: Der Finne Pekka Ala-Pietilä wird neuer Aufsichtsratschef bei SAP

Foto:

Heidi Piiroinen / Sanoma Kuva

  • Pekka Ala-Pietilä (67) wird seinen alten Bekannten, den SAP-Gründer Hasso Plattner (80), im Mai als Chefaufseher bei Deutschlands wertvollstem Konzern ablösen. Der Finne gilt als Technologe durch und durch. Die Aufstellung des Nachfolgers zeigt: Plattner will vorerst keine Experimente mehr wagen. 

  • Changpeng Zhao (47) ist der nächste gestürzte Krypto-König, der nun womöglich hinter Gitter muss. So wie zuletzt schon sein Ex-Rivale Sam Bankman-Fried (32, FTX). Die Staatsanwälte jedenfalls fordern 36 Monate Haft. Der Gründer der weltgrößten Kryptobörse Binance hat sich unter anderem der Geldwäsche schuldig bekannt.

  • Jeff Bezos (60) und andere prominente Geldgeber beteiligen sich an der KI-Firma Perplexity, die Google mit einem Chatbot herausfordern will. Nach Abschluss der jüngsten Finanzierungsrunde bewerten die Investoren das Unternehmen mit mehr als einer Milliarde Dollar.

  • Peter Thiel (56), Silicon-Valley-Milliardär und Mitglied der „Paypal-Mafia“, investiert indes mit seinem Founders Fund in das KI-Start-up Cognition. Das ist zwar erst vor 6 Monaten gestartet, kommt aber jetzt bereits auf die irre Bewertung von zwei Milliarden Dollar .

  • Bastian Schweinsteiger (39), Ex-Fußballer und Glücksspiel-Botschafter, hat ebenfalls seine Faszination für KI-Chatbot-Firmen entdeckt: Er ist als neuer Gesellschafter beim Berliner Start-up Parloa dabei, das jüngst 62 Millionen Euro eingesammelt hat .

Zahl der Woche: 45 Milliarden Dollar

So viel Geld will Meta-Chef Mark Zuckerberg (39) in diesem Jahr in KI investieren, um zur Konkurrenz aufzuschließen. (Ungefähr dieselbe Summe, die Metas VR-Entwicklungseinheit Reality Labs seit ihrem Start 2020 an Verlusten angehäuft hat.) Der Ausblick bleibt mau, die Aktie stürzte in der Spitze um fast ein Fünftel ab. Aber was kümmern uns schon die Aktienkurse: Eigentlich reden ja sowieso alle nur über den irgendwie generalüberholt aussehenden „hot Mark“ .

Round-up: KI-Start-ups ++ TikTok ++ Autodoc ++ SAP ++ Oracle

KI-Vorreiterin mahnt: Die Chefin von Merantix Momentum und stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands Nicole Büttner

KI-Vorreiterin mahnt: Die Chefin von Merantix Momentum und stellvertretende Vorsitzende des Startup-Verbands Nicole Büttner

Foto: Viktor Strasse
  • Das Klima für Start-ups in Deutschland ist gerade eher mau, aber im Bereich künstliche Intelligenz tut sich was: Die Zahl der Gründungen schoss laut einer Auswertung des Startup-Verbandes zuletzt in die Höhe. Dennoch ist der Unterschied zu den USA eklatant: Auf die Anzahl der Einwohner heruntergerechnet fließen in Deutschland gerade einmal 7 Euro pro Kopf in GenAI-Start-ups, in den USA sind es 83 Euro. Nicole Büttner (39) vom Start-up-Verband zeigt sich deshalb besorgt: „Wir müssen dringend mehr Kapital mobilisieren.“

  • Trouble bei TikTok: In Europa kann die umstrittene Kurzvideo-App eine Strafe der EU zwar vorerst verhindern (wenngleich das DMA-Verfahren weiterläuft). Doch in den USA herrscht maximaler Druck, TikTok vom chinesischen Mutterkonzern ByteDance abzuspalten. Präsident Joe Biden (81) hat das entsprechende Gesetz inzwischen unterzeichnet. TikTok-CEO Shou Chew (41) reagiert darauf mit einer Kampfansage – per Social-Media-Video natürlich .

  • Der IPO-Versuch hat schon mal nicht geklappt, jetzt beschafft sich der Onlinehändler Autodoc auf andere Weise Geld. Für seine Expansion holt er sich den US-Finanzinvestor Apollo an Bord. Die Bewertung steigt damit auf 2,3 Milliarden Euro.

  • Wo wollen junge Professionals am liebsten arbeiten? Das zeigt jetzt eine exklusive Umfrage  unter mehr als 15.000 Uniabsolventen mit mindestens einem Jahr Arbeitserfahrung. Die beliebtesten Tech-Arbeitgeber sind dabei die US-Riesen Google und Microsoft. Das wertvollste deutsche Tech-Unternehmen SAP taucht zwar auch in dem Ranking auf – aber erst auf Platz 20.

  • Oracle-Impressario Larry Ellison (79) hat den Hauptsitz seines Konzerns erst vor vier Jahren aus dem Silicon Valley nach Austin in Texas verlegt. Nun heißt es abermals „Go East!“ und er scheucht seine Leute nach Nashville in Tennessee . Bestimmt auch schön da...

Chart der Woche:

Shortseller wetten auf fallende Aktienkurse eines Unternehmens. In Deutschland haben sie dabei offenbar vor allem eine Firma im Visier: Kochboxenversender HelloFresh. Satte 8,3 Prozent der Aktien werden aktuell von Leerverkäufern gehalten, so eine Auswertung der Investmentfirma GraniteShares. Die größte Position hält demnach mit mehr als 3 Prozent der Aktien der US-Investor BlackRock.

Skilling me softly: Führen im Krisenfall

Führungskräfte fühlen sich in rauen Zeiten wie Getriebene, die nur noch reagieren auf das, was auf sie einprasselt. Hilfestellung gibt Nitin Nohria, Harvard-Professor für Leadership. In seiner sehr praktisch orientierten Analyse – zugleich die Titelgeschichte im neuen Harvard Business manager – stellt er eine Matrix vor, mit deren Hilfe sich unerwartete Ereignisse einordnen lassen. So können Führungskräfte ausloten, wie im Krisenfall ihr weiteres Vorgehen aussehen könnte. 

Error 404 – das hat noch gefehlt: Getir im Rückwärtsgang

Abzug aus Deutschland: Die Marke Getir soll sich in Zukunft auf die Türkei konzentrieren

Abzug aus Deutschland: Die Marke Getir soll sich in Zukunft auf die Türkei konzentrieren

Foto:

Michael Gstettenbauer / IMAGO

Der Schnelllieferdienst Getir steht mit den Marken Gorillas und Getir vor dem Rückzug in Deutschland . Eine Übernahme durch Flink ist damit aber keineswegs vom Tisch. Noch ist nämlich unklar, ob sich das Unternehmen dauerhaft aus dem deutschen Markt zurückzieht – oder nur das Team wechselt . Die bisherige Strategie zur Reduzierung der Verluste in Europa jedenfalls überzeugt nicht wirklich. So konnte man zwar im vierten Quartal 2023 die operativen Verluste vorläufigen Zahlen zufolge um rund 60 Prozent gegenüber dem ersten Quartal reduzieren – aber nur indem man auch knapp 60 Prozent weniger Waren auslieferte. Nun ja. Am Ende stand internen Unterlagen zufolge 2023 jedenfalls immer noch ein operativer Verlust von 280 Millionen Euro. Anders in der Türkei: Dort waren es offenbar „nur“ knapp 20 Millionen Dollar Minus.  Im Quick-Commerce-Universum dürfte das schon fast als profitabel durchgehen.

Das war es mit dem aktuellen „Tech Update“, wir wünschen Ihnen noch einen schönen Freitag. Leiten Sie den Newsletter gern an andere Interessierte weiter. Abonnieren können Sie uns hier, damit Sie auch in Zukunft keine Ausgabe verpassen.

Und wie immer: Fragen, Anmerkungen oder Kritik gern an tech-update@manager-magazin.de .

Viele Grüße
Sarah Heuberger