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Abfindungsprogramm SAP bietet Beschäftigten viel Geld – damit sie gehen

Der Techkonzern will etwa 2600 Stellen in Deutschland streichen. Nun haben sich Management und Betriebsrat auf ein großzügiges Abfindungs- und Vorruhestandsprogramm geeinigt.
Reset bei SAP: Konzernchef Christian Klein hat dem Unternehmen einen Generalumbau verordnet

Reset bei SAP: Konzernchef Christian Klein hat dem Unternehmen einen Generalumbau verordnet

Foto: Uwe Anspach / dpa

Das SAP-Management und der Betriebsrat haben sich auf die Abfindungsregelungen für den geplanten Stellenabbau in Deutschland geeinigt. Das berichtet die „Rhein-Neckar-Zeitung“. In Deutschland, so sehen es die Sparpläne von Konzernchef Christian Klein (43) vor, sollen etwa 2600 der rund 25.300 Stellen wegfallen. Weltweit sollen rund 8000 Stellen gestrichen werden – als Teil einer umfassenden Umstrukturierung des Konzerns .

Die Einigung fällt dabei großzügig aus. Aufgrund einer bestehenden Beschäftigungssicherungsvereinbarung soll viel Geld fließen, damit genug Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter freiwillig gehen. Schon im ersten Quartal verbuchte Deutschlands wertvollster Börsenkonzern Umbaukosten von 2,2 Milliarden Euro. Unter dem Strich rutschte er deswegen mit einem Verlust von 824 Millionen Euro sogar in die roten Zahlen.

Ein Unternehmenssprecher wollte die Abfindungsregeln nicht kommentieren, verwies aber auf Aussagen des Interims-Personalchefs bei SAP in Deutschland, Wolfgang Fassnacht. Sie beziehen sich auf ein Vorruhestandsprogramm, für das angeblich ähnliche Regeln gelten: „Wie bereits bei früheren Gelegenheiten bieten wir ein überaus attraktives Angebot für diejenigen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die in den vorzeitigen Ruhestand gehen oder die SAP aufgrund dieser Umstrukturierung verlassen möchten“, so Fassnacht. Man sei dem Verhandlungsteam des Betriebsrates für die gute Zusammenarbeit dankbar.

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Betriebsratschef Eberhard Schick erklärte kürzlich in einem Interview mit „Capital“: „Viele ältere Mitarbeiter freuen sich riesig, wenn sie demnächst mit einem goldenen Handschlag in Ruhestand gehen können. Und SAP zahlt mit rund 1,5 Monatsgehältern pro Betriebsjahr so großzügige Abfindungen, dass es schon dumm wäre zu bleiben.“ Er schätze, dass mindestens 2000 Beschäftigte das Ausstiegsangebot annehmen werden.

Die jetzt ausgehandelten Abfindungsprogramme richten sich dem Zeitungsbericht zufolge an SAP-Mitarbeiterinnen und -Mitarbeiter, die 55 Jahre oder älter sind. Es gelte wie bei früheren Programmen das Prinzip der doppelten Freiwilligkeit: Nicht nur der Mitarbeiter oder die Mitarbeiterin müsse das Angebot annehmen, auch SAP müsse zustimmen.

Nach Informationen des „Handelsblatt“ sollen Beschäftigte mit 20 Jahren Betriebszugehörigkeit 33,5 Monatsgehälter als Abfindung bekommen. Damit bietet der Konzern deutlich mehr als üblich, um seine Leute zum freiwilligen Gehen zu bewegen. Gemeinhin gilt bei Abfindungen ein Faktor von 0,5 bis 1 pro Jahr Betriebszugehörigkeit.

Mit ähnlich hoch dotierten Programmen wollen aktuell auch andere Dax-Konzerne ihre Belegschaft dezimieren. So versucht auch Volkswagen die Beschäftigtenzahl mit erheblichem Geldeinsatz zu verringern, wie in dieser Woche bekannt wurde: Bei der Kernmarke VW erhalten Beschäftige der höchsten Tarifstufe, die länger als 20 Jahre im Unternehmen waren, inklusive einer Turboprämie fast eine halbe Million Euro. 

Es könnte gut sein, dass bei SAP sogar mehr Leute als ursprünglich geplant das Angebot annehmen. Womöglich zählt das zum Kalkül. Kündigungen jedenfalls sind erstmal ausgeschlossen: Als Teil des Deals sollen sich Management und Betriebsrat auf eine Verlängerung der Beschäftigungsgarantie bis 2026 geeinigt haben.

lhy/dpa