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Hauptversammlung Eklat um Umbenennung des Autozulieferers Hella

Die Hauptversammlung des deutschen Lichtspezialisten Hella am Freitag soll eigentlich die Reihen mit dem französischen Mehrheitseigner Forvia schließen. Doch hinter den Kulissen verschärft sich der Konflikt um Marken und Patente.
Bewährte Marke: Inzwischen gehört Hella zum Forvia-Konzern, dem siebtgrößten Autozulieferer der Welt. Der Streit um Marken- und Patentrechte zwischen Hella und Forvia geht weiter

Bewährte Marke: Inzwischen gehört Hella zum Forvia-Konzern, dem siebtgrößten Autozulieferer der Welt. Der Streit um Marken- und Patentrechte zwischen Hella und Forvia geht weiter

Foto: WOLFGANG RATTAY / REUTERS

Als Hella-Chef Bernard Schäferbarthold (52) an diesem Donnerstag, einen Tag vor der Hauptversammlung, die Quartalszahlen des deutschen Autozulieferers präsentierte, versuchte er maximal unaufgeregt zu wirken. Der Umsatz: währungsbereinigt um 2,2 Prozent auf 2 Milliarden Euro gestiegen. Der operative Gewinn: mit 111 Millionen Euro auf dem gleichen Niveau des Vorjahresquartals. Insgesamt ein solides Ergebnis für die Lichtprofis aus Lippstadt; die Ziele für 2024 bestätigte Schäferbarthold und sprach von „zufriedenstellenden Resultaten“.

Hinter den Kulissen jedoch tobt der Konflikt zwischen Hella und dem französischen Mehrheitseigner Forvia weiter. Vor rund zwei Jahren hatte der Autozulieferer Faurecia für 5,5 Milliarden Euro 80 Prozent an Hella übernommen und sich anschließend in Forvia umbenannt – der Weg nach vorne. Doch gemeinsam vorwärts scheint es in der fusionierten Gruppe mit rund 150.000 Beschäftigten nicht recht zu gehen: Streitigkeiten zwischen Lippstadt und Nanterre  sind laut Insidern eher die Regel als die Ausnahme. Hella-Chef Michel Favre (65) warf zum Jahresende vorzeitig hin, nun muss sein Nachfolger Bernard Schäferbarthold versuchen, es dem „Grand Directeur“ recht zu machen, also Forvia-Chef Patrick Koller (65). Zufriedenstellend ist in der deutsch-französischen Firmenehe derzeit wenig.

Selten einer Meinung: Der machtbewusste Forvia-Chef Patrick Koller (links) ließ Hella-Chef Michel Favre (rechts) zum Jahresende fallen. Nun muss Ex-Finanzvorstand Bernhard Schäferbarthold die schwierige deutsch-französische Firmenehe managen.

Selten einer Meinung: Der machtbewusste Forvia-Chef Patrick Koller (links) ließ Hella-Chef Michel Favre (rechts) zum Jahresende fallen. Nun muss Ex-Finanzvorstand Bernhard Schäferbarthold die schwierige deutsch-französische Firmenehe managen.

Foto: IP3press / IMAGO

Auch Aktionäre verlieren die Geduld. Wenige Tage vor der Hauptversammlung im Festsaal des Forums Rheda-Wiedenbrück wandte sich ein Privatanleger schriftlich an die Geschäftsführung: Ob man bei Hella „von Sinnen“ sei, die eigene wertvolle Traditionsmarke, an der Hella alle Rechte halte, gegen eine „am Markt bislang unbekannte Pseudomarke namens Forvia“ auszutauschen, die zudem noch allein dem Großaktionär aus Frankreich gehöre? Die neue Markenpolitik sei „offensichtlich vom Großaktionär veranlasst“ und gefährde den Marktzugang der Marke Hella.

Hellas größter Einzelaktionär nach den Franzosen, der Hedgefonds Elliott Partners, dürfte das ähnlich sehen. Der aktivistische Investor hält mehr als 9 Prozent der Hella-Aktien. Das deutsche Unternehmen – das zwar mit den Franzosen unter einer Dachmarke, aber rechtlich eigenständig agiert – werde von Forvia ausgenommen, heißt es aus dem Umfeld des US-Investors. Und das, obwohl es keinen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zwischen Forvia und Hella gebe. Im Vorfeld der Hauptversammlung erschien es sogar vorstellbar, dass Elliott einen Antrag auf Sonderprüfung stellen könnte – so wie es der streitlustige aktivistische Investor auch schon beim Wohnungskonzern Vonovia getan hat.

Im Kern geht es bei den Unstimmigkeiten um diese Fragen: Wer zahlt für die wertvollen Hella-Patente? Verwässert Forvia den Wert der Marke Hella, wenn sie diese in Forvia aufgehen lässt? Und müsste nicht eher Forvia Geld an Hella bezahlen, um den etablierten Namen Hella nutzen zu dürfen?

Diese Fragen stellen sich viele Hella-Aktionäre in Deutschland. Selbst wenn es für die angedrohte Sonderprüfung keinen Antrag oder keine Mehrheit geben sollte, müssen Schäferbarthold und Koller sich doch auf kritische Fragen zum Binnenverhältnis und zu den Geldströmen innerhalb des Forvia-Konzerns vorbereiten. Im Festsaal zu Rheda-Wiedenbrück dürfte es dann wenig festlich zugehen.