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Christoph Rottwilm

Der Donnerstag im Überblick Neuer Chef in Ludwigshafen und neue Autos in Peking

Christoph Rottwilm
Ein Newsletter von Christoph Rottwilm
Jeden Abend sortieren wir die wichtigsten Wirtschaftsthemen des Tages für Sie und versorgen Sie mit exklusiven Informationen. Heute mit dem Chefwechsel bei BASF, Freude bei der Deutschen Bank und Siegfried Wolf in Not.

Chefwechsel beim weltgrößten Chemiekonzern – und das in einer denkbar schwierigen Zeit. Umsatz und Gewinn von BASF sind während der Amtszeit des bisherigen CEOs Martin Brudermüller (62) dramatisch eingebrochen (erst heute meldete er zum Abschied noch mal Rückgänge), der Aktienkurs rauschte in seiner Ära um 40 Prozent in den Keller. Ausschlaggebend waren zwar zum Großteil externe Gründe wie die Coronapandemie, der Ukrainekrieg, gestiegene Zinsen oder Energiekosten. Dennoch ist klar: Eine so schwierige Ausgangslage wie Brudermüllers Nachfolger hat noch kein BASF-Chef vorgefunden.

Die Rolle fällt künftig Markus Kamieth (53) zu. Der promovierte Chemiker übernimmt mit Ablauf der heutigen Hauptversammlung den Vorstandsvorsitz bei BASF. Er wuchs als Arbeiterkind im Ruhrpott auf, war der Erste in seiner Familie, der ein Gymnasium besuchte, und startete gleich nach dem Studium bei BASF in der Forschung. Meine Kollegin Eva Buchhorn hat ihn getroffen, stellt Ihnen den Neuen und seine Arbeitsweise vor. Und sie erklärt, worauf es jetzt ankommt: dass die milliardenschwere China-Wette aufgeht, dass das Sparprogramm am defizitären Hauptstandort in Ludwigshafen gelingt und dass die murrenden Investoren Ruhe geben. Das Triple-Problem des neuen BASF-Chefs .

Problemlöser: Der neue BASF-Chef Markus Kamieth steht vor großen Aufgaben

Problemlöser: Der neue BASF-Chef Markus Kamieth steht vor großen Aufgaben

Die Wirtschaftsnews des Tages:

  • Bei der Deutschen Bank machen sich anders als bei BASF Sparkurs und Zinsanstieg positiv bemerkbar. Vorstandschef Christian Sewing (54) feierte die Zahlen des ersten Quartals als „das beste Ergebnis seit 2013“ – und bekräftigte die Ziele für das Gesamtjahr.

  • Einen echten Schock versetzte indes Meta-Chef Mark Zuckerberg (39) seinen Aktionären. Der Erfinder des weltgrößten sozialen Netzwerks Facebook kündigte an, bis zu 45 Milliarden Dollar in künstliche Intelligenz investieren zu wollen, um zur Konkurrenz aufzuschließen. Mehr als geplant. Hinzu kam zwar eine Gewinnverdopplung, aber ein schwacher Ausblick – die Aktie stürzte um fast ein Fünftel ab.

  • Der schwedische Batteriezellfertiger Northvolt ist die große Hoffnung der europäischen Autoindustrie, wird von der Politik hofiert und von Investoren mit viel Geld versorgt – obwohl das Unternehmen bislang noch keine Batteriezellen für Serienmodelle liefern kann. Wie sich das ändern soll, wie und wann Northvolt womöglich an die Börse gehen könnte und welche Erfahrungen er mit chinesischen Zulieferern gemacht hat, erläuterte Northvolt-Chef Peter Carlsson (53) meinem Kollegen Michael Freitag in einem erfrischend offenen Interview . Spoiler: Die Chance für einen Börsengang sieht Carlsson bereits in der zweiten Jahreshälfte.

  • Im Bergbau bahnt sich ein Megadeal an: Der Minenriese BHP will Anglo American übernehmen. Das Angebot an die Aktionäre beläuft sich auf umgerechnet rund 36 Milliarden Euro. Und ein Bieterwettkampf ist nicht ausgeschlossen.

Damit Sie mitreden können:

  • Das Herz der weltweiten Autoindustrie schlägt in diesen Tagen auf der Autoshow in Peking, auch mein Kollege und Autoexperte Christoph Seyerlein ist hingereist. Während die großen Branchenevents in Europa und den USA aus der Mode gekommen sind, drehen die Veranstalter in China jetzt so richtig auf, schreibt er. Seyerlein hat sich am heutigen ersten Messetag mit dem früheren Mercedes-Manager und bestens vernetzten Investor Sam Guo (40) zum Rundgang verabredet. Was man dort alles sehen kann? Schamanen, Drachen, Starmanager, mehr als 100 Weltpremieren und dreist kopierte Cybertrucks. Falls Sie nicht selbst dort sind, finden Sie all das hier .

  • Deutliche Worte von Nicolai Tangen (57), dem Chef des gigantischen norwegischen Staatsfonds: Er investiere lieber in den USA als in Europa, so Tangen in einem Interview mit der „Financial Times“. Der Grund, in Kürze: Die Europäer hält er für zu faul.

  • Wenig erfreulich ist auch das Ergebnis einer Studie, die in der Fachzeitschrift „Science Advances“ veröffentlicht wurde. Demnach geht die Hälfte des Plastikmülls weltweit auf lediglich 56 Großkonzerne zurück. Der mit Abstand größte Umweltsünder ist Coca-Cola, so die Untersuchung.

Meine Empfehlung für den Abend:

Multiaufsichtsrat und Strippenzieher: Siegfried Wolf hat Ärger mit der österreichischen Justiz

Multiaufsichtsrat und Strippenzieher: Siegfried Wolf hat Ärger mit der österreichischen Justiz

Foto:

Starpix / picturedesk.com / action press

  • Den Multiaufsichtsrat, Kreml-Freund und passionierten Jäger Siegfried „Sigi“ Wolf (66) als außergewöhnliche Figur in der deutsch-österreichischen Wirtschaftswelt zu bezeichnen ist eigentlich schon eine maßlose Untertreibung. Die Geschichte über den Porsche- und Schaeffler-Intimus (Wolf sitzt in den Aufsichtsräten der jeweiligen Familienholdings), die mein Kollege Claas Tatje zusammenrecherchiert hat, ist so voll illustrer Namen, schillernder Deals und kurioser Anekdoten, dass der Platz für eine einigermaßen angemessene Zusammenfassung hier schlicht nicht reicht. Es treten auf (unter anderen): Autopatriarch Wolfgang Porsche (80), Milliardärin Maria-Elisabeth Schaeffler-Thumann (82), Ex-Immobilienmagnat René Benko (46), Österreichs gestürzter Kanzler Sebastian Kurz (37), Kriegsherr Wladimir Putin (71), Oligarch Oleg Deripaska (56), Ex-Daimler-Boss Dieter Zetsche (70), der frühere Opel-Aufsichtsratschef Carl-Peter Forster (69), Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel (69) und – Eiskunstlauf-Olympiasiegerin Katarina Witt (58). Der Anlass für das Stück: Strippenzieher Wolf hat in Österreich Ärger mit der Justiz, Staatsanwälte wollen ihn hinter Gittern sehen. Neugierig? Hier gehts zur Lektüre. 

Beste Grüße, Ihr Christoph Rottwilm

PS: Haben Sie Wünsche, Anregungen, Informationen, um die wir uns journalistisch kümmern sollten? Wir freuen uns auf Ihre Post unter chefredaktion@manager-magazin.de .

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