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Konjunktur US-Wirtschaft verliert zu Jahresbeginn deutlich an Fahrt

Die US-amerikanische Wirtschaft wächst im ersten Quartal deutlich schwächer als erwartet – nur noch halb so viel wie im Vorquartal. Die Verbraucher hielten ihr Geld zusammen. Zudem brach das Exportgeschäft ein.
Die Wall Street: An den US-Börsen stellt man sich darauf ein, dass die US-Zentralbank auf kurze Frist an ihrer straffen Geldpolitik festhält

Die Wall Street: An den US-Börsen stellt man sich darauf ein, dass die US-Zentralbank auf kurze Frist an ihrer straffen Geldpolitik festhält

Foto: ANGELA WEISS/ AFP

Die US-Wirtschaft ist zu Jahresbeginn deutlich schwächer gewachsen. Im ersten Quartal stieg das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal um annualisiert 1,6 Prozent, wie das Handelsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Im vierten Quartal war die weltgrößte Volkswirtschaft noch gut doppelt so stark um 3,4 Prozent gewachsen. Analysten hatten für den Jahresstart eine Rate von im Schnitt 2,5 Prozent erwartet.

Gegenüber dem vierten Quartal fiel die Entwicklung im ersten Quartal in vielen Bereichen ungünstiger aus. Die Verbraucher gaben weniger aus, die Geschäfte der Exporteure entwickelten sich nicht so gut und die Staatsausgaben gingen zurück. Die Bauausgaben stiegen dagegen an und stützten das Gesamtwachstum. Allerdings produzierten die Unternehmen weniger auf Halde.

Geringere Lagerhaltung, höhere Importe

Die Analysten von Capital Economics wiesen ebenfalls auf die geringere Lagerhaltung der Unternehmen als Belastung hin. Zudem sei der Import angestiegen, was die Wirtschaftsleistung rechnerisch ebenfalls belastet habe. Abgesehen davon sei das grundlegende Wachstumstempo nach wie vor positiv zu werten.

Keinen Grund für Konjunkturpessimismus sieht auch Ökonom Dirk Chlench von der Landesbank Baden-Württemberg. So habe die private Inlandsnachfrage zu Jahresbeginn ähnlich deutlich zugelegt wie im Schlussquartal. "Die Stärke der US-Wirtschaft überrascht somit einmal mehr."

Fraglich ist, wie die US-Zentralbank, die Federal Reserve, die Zahlen interpretieren wird. Sie macht gegenwärtig keine großen Anstalten, sich von ihrer straffen Geldpolitik ein Stück weit zu verabschieden. Neben der soliden Wirtschaftsentwicklung führt sie die hartnäckige Inflation als Hindernis an. An den Finanzmärkten sind für dieses Jahr keine zwei Zinssenkungen voll eingepreist – nachdem es zu Jahresbeginn noch fast sechs Reduzierungen gewesen sind.

US-Wachstumszahlen werden annualisiert, also auf das Jahr hochgerechnet. Sie geben an, wie stark die Wirtschaft wachsen würde, wenn das Tempo ein Jahr lang anhielte. In Europa wird auf diese Methode verzichtet, weshalb die Zahlen nicht direkt miteinander vergleichbar sind. Um auf eine mit Europa vergleichbare Wachstumsrate zu kommen, müsste man die US-Rate durch vier teilen.

Der Internationale Währungsfonds hatte in der vergangenen Woche seine Wachstumsprognose für die US-Wirtschaft für 2024 von 2,1 Prozent auf 2,7 Prozent erhöht. Dabei hatte sich der IWF auf die stark gestiegene Beschäftigung und höheren Verbraucherausgaben gestützt. Die Zahl der Arbeitsplätze kletterte im ersten Quartal im Schnitt um 276.000. Im Vorquartal waren es noch 212.000.

dri/dpa-afx, Reuters

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