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Börse am Abend Dax und Dow knicken ein, Deutsche Bank hebt ab

Die Wall Street taucht nach schwachen US-Wirtschaftsdaten und enttäuschenden Quartalsberichten ab. Der Dax gibt ebenfalls deutlich nach. Papiere der Deutschen Bank vollziehen gegen den Trend einen Kurssprung.
Händlerin an der Frankfurter Börse: Anleger haben am Donnerstag besonders die Geschäftszahlen der Berichtsaison im Blick

Händlerin an der Frankfurter Börse: Anleger haben am Donnerstag besonders die Geschäftszahlen der Berichtsaison im Blick

Foto: Frank Rumpenhorst / picture alliance / dpa

Rücksetzer an den Börsen: Der deutsche Leitindex Dax rutschte am Donnerstag weiter ins Minus, eine schwächere Wall Street drückte auf die Stimmung. Zum Ende des Xetra-Computerhandels um 17.30 Uhr notierte der Dax 0,9 Prozent im Minus bei 17.919 Punkten, das Tagestief lag bei 17.795 Punkten. Der MDax der mittelgroßen Werte und der EuroStoxx 50 als Leitindex der Euroregion gaben ebenfalls nach, da die US-Börsen zum Handelsschluss in Europa klar im Minus notierten.

Belastet wurde der deutsche Aktienmarkt von der schwächeren US-Wirtschaft. Angesichts der anhaltenden Hochzinspolitik der Notenbank hat das Bruttoinlandsprodukt (BIP) im ersten Quartal auf das Jahr hochgerechnet nur noch um 1,6 Prozent zugelegt. Damit kühlt der Wachstumsmotor stärker ab als von Experten erwartet, die ein Plus von 2,4 Prozent erwartet hatten. Im vierten Quartal des vorigen Jahres hatte es noch einen Zuwachs von annualisiert 3,4 Prozent gegeben.

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Weiterhin wurde das Handelsgeschehen geprägt von Quartalszahlen. Allein die Anzahl deutscher Unternehmen, die Ergebnisse für das erste Quartal vorlegen, ist zweistellig. Dazu gehören aus dem Dax etwa BASF, Symrise und die Deutsche Bank.

BASF mit leichten Verlusten, Deutsche Bank mit Kursrallye

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF startete mit einem Umsatzrückgang in das neue Jahr. Neben deutlich gesunkenen Preisen belasteten negative Währungseffekte. Analyst Chetan Udeshi von der US-Investmentbank JPMorgan zeigte sich in einer ersten Reaktion gleichwohl zufrieden. Die Leverkusener hätten die Erwartungen übertroffen – bei gutem Geschäftsmix. BASF-Papiere gaben um rund 1 Prozent nach.

Anteilsscheine der Deutschen Bank waren mit einem Kursplus von rund 8 Prozent gegen den Trend der größte Gewinner im Dax. Die Frankfurter fuhren trotz höherer Rückstellungen für mögliche Risiken zum Jahresauftakt höhere Gewinne ein. Konzernchef Christian Sewing sprach in der Mitteilung vom "besten Ergebnis seit 2013". Die Aktien notieren inzwischen auf dem höchsten Niveau seit 2018.

Symrise-Aktie gibt nach, Kursrutsch bei Befesa

Schwächster Dax-Wert waren Symrise. Der Konkurrent Givaudan hatte die Messlatte mit seinen jüngsten Quartalszahlen hoch gelegt, so der Jefferies-Analyst Charles Bentley. Beim deutschen Duft- und Aromenhersteller hätten dagegen die Volumina enttäuscht, obwohl die Nachfrage nach Düften für teure Parfüms sowie nach Zusätzen für Körperpflege- und Haushaltsprodukte im ersten Quartal kräftig Rückenwind geliefert hatte. Die Jahresziele bestätigte das Unternehmen. Für die Aktie ging es zuletzt um knapp 4 Prozent nach unten.

Noch höhere Kursverluste von knapp 10 Prozent gab es im MDax bei Befesa. Den Papieren des Recyclingspezialisten droht ein neues Jahrestief, nachdem der Ausblick die Anleger enttäuscht hatte. Delivery Hero überzeugte indes und die Aktien sprangen um bis zu 8 Prozent an. Der Essenslieferdienst will dank Zusatzeinnahmen noch schneller wachsen als gedacht. Konzernchef Niklas Östberg betonte zudem die Strategie eines "profitablen Wachstums". Entsprechend greift der Manager weiter durch und macht mit unrentablen Geschäften kurzen Prozess.

Wall Street rutscht deutlich ins Minus

Die enttäuschenden Quartalszahlen großer Konzerne haben am Donnerstag an den US-Börsen ihre Spuren hinterlassen. Die Indizes quittierten es mit deutlichen Kursverlusten, dass die Zahlen von Meta, Caterpillar und IBM jeweils deutliche Belastungen für die Aktien nach sich zogen. Gerade im Technologiesektor wurde die Sorge größer, dass die Bewertungen zu anspruchsvoll geworden sind. Für den Leitindex Dow Jones ging es zuletzt um 1,70 Prozent auf 37.804 Zähler bergab. In der Wochenbilanz rutschte das Kursbarometer der Wall Street damit wieder ins Minus. Der marktbreite S&P 500 verlor 1,25 Prozent auf 5008 Punkte.

Der Nasdaq 100, der hauptsächlich Technologiewerte abdeckt, sackte zuletzt noch um 1,30 Prozent auf 17.304 Punkte ab. Meta war den Anlegern hier kein gutes Omen für die Zahlen der nächsten Mega-Konzerne. Meta will 45 Milliarden Dollar in KI investieren. Meta-Chef Zuckerberg stimmte die Anleger darauf ein, dass es Jahre dauern könnte, bis sich die KI-Investitionen auszahlen würden. Die milliardenschweren Ausgaben zur Entwicklung von (KI) würden sich für Meta daher vorerst nicht in einem Wachstumsschub niederschlagen. Zudem schraubte Meta die Investitionsprognosen hoch. Die Aktie rauscht zweistellig in den Keller und verlor zuletzt noch mehr als 10 Prozent.

Ford übertrifft mit Quartalszahlen die Erwartungen

Ford hat dank eines starken Nutzfahrzeuggeschäfts und mehr Hybrid-Verkäufen einen Gewinn über Expertenerwartungen erzielt. Der US-Autobauer gab am Mittwoch nach US-Börsenschluss für das erste Quartal einen bereinigten Gewinn je Aktie von 49 Cent bekannt nach 63 Cent im Vorjahreszeitraum. Analysten hatten laut LSEG-Daten im Schnitt mit 40 Cent gerechnet. Bei der Jahresprognose von zehn bis zwölf Milliarden Dollar Gewinn vor Zinsen und Steuern dürfte man am oberen Ende der Spanne liegen. Der Umsatz lag bei 42,8 Milliarden Dollar. Die Ford-Aktie notierte am Donnerstag rund 0,30 Prozent leichter, nachbörslich hatte sich noch deutlich im Plus gelegen.

Hugo Boss zieht sich aus Russland zurück

Hugo Boss will sich komplett von seinem Russland-Geschäft trennen. Der Modekonzern wolle seine russische Tochtergesellschaft an den langjährigen Großhandelspartner Stockmann JSC verkaufen, teilte eine Sprecherin des Luxuslabels auf Anfrage am Mittwoch mit. Die Übernahme des Geschäfts durch eine europäische Behörde stehe noch aus. Die russischen Behörden hätten bereits zugestimmt. Das Modelabel war im vergangenen Jahr in die Kritik geraten, weil über den Großhandel weiter Ware in Russland verfügbar ist. Daran wird sich laut der Sprecherin auch nach dem kompletten Rückzug aus dem Russland-Geschäft nichts ändern.

Bitcoin gibt nach Halving weiter nach

Die Kryptowährung Bitcoin setzte nach dem Halving in der Vorwoche seinen Abwärtstrend fort. Anleger nehmen Gewinne mit. Zuletzt fiel Bitcoin unter die Marke von 64.000 US-Dollar.

Bitcoin

Ölpreise wenig verändert

Die Ölpreise haben sich am Donnerstag kaum bewegt. Zuletzt kostete ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 88,17 US-Dollar. Das waren 15 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) stieg ebenfalls leicht um 12 Cent auf 82,93 Dollar.

Entscheidende Impulse gab es zunächst nicht. Lagerdaten aus den USA hatten am Mittwochnachmittag einen spürbaren Rückgang der landesweiten Erdölvorräte ergeben. Die Marktreaktion fiel aber verhalten aus.

Gestützt werden die Rohölpreise nach wie vor durch die vielen Kriege und Krisen in der Welt, allen voran im Nahen Osten und in der Ukraine. Zudem halten große Förderländer wie Saudi-Arabien und Russland ihr Angebot knapp, während die Ölnachfrage aus China und Europa mit einer etwas günstigeren Konjunkturlage anziehen dürfte.

Mit Nachrichtenagenturen