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Signa-Gründer vor Gericht Gläubiger fordern von Benko 2 Milliarden Euro

Im Konkursverfahren über das Vermögen des Signa-Gründers René Benko melden Gläubiger Forderungen in Höhe von 2 Milliarden Euro an. Nur ein Bruchteil davon erkennt der Richter an. Der Immobilienmogul erschien persönlich.
Auftritt in Innsbruck: der insolvente Immobilienmogul René Benko mit Anwalt

Auftritt in Innsbruck: der insolvente Immobilienmogul René Benko mit Anwalt

Foto: Expa; Johann Groder / dpa

Das Medienaufgebot vor dem Innsbrucker Landgericht war groß. Tatsächlich erschien der Signa-Gründer René Benko (46) höchstselbst vor Gericht – und seinen Gläubigern gegenüber. Forderungen in Höhe von mehr als zwei Milliarden Euro haben sie angemeldet.

Insgesamt hätten bisher 30 Gläubiger Ansprüche gestellt, teilten die beiden Kreditschutzverbände KSV1870 und Alpenländischer Kreditorenverband (AKV) am Landesgericht mit. Der Insolvenzverwalter Andreas Grabenweger habe davon Forderungen im Ausmaß von 47,38 Millionen Euro anerkannt. Etliche Wiener Kanzleien mit Rang und Namen vertreten die mitunter prominenten Gläubiger – darunter auch internationale Investoren aus dem arabischen Raum, berichtet „Die Presse “.

Erster öffentlicher Auftritt von Benko seit langer Zeit

Der Tiroler Immobilienmogul Benko, dessen Firmenkonglomerat Signa mit Schulden in Milliardenhöhe die bisher größte Insolvenz in Österreich hingelegt hat, erschien in Begleitung seiner Anwälte. Es war der erste öffentliche Auftritt des 46-Jährigen seitdem die Insolvenzen bekannt geworden war. Kurz zuvor hatte Benkos Anwalt laut „Der Standard “ zum dritten Mal eine Einladung vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss abgesagt.

Benko, der seit Jahren offiziell keine Funktion mehr in den Signa-Gesellschaften hat, meldete im März als Privatunternehmer Insolvenz an. Die österreichische Finanzprokuratur, die als Anwalt der Republik gilt, hatte im Zusammenhang mit Steuerschulden einen Insolvenzantrag gegen Benko gestellt. Auch wenn es sich um einen Unternehmerkonkurs handelt, ist dennoch sein Privatvermögen davon betroffen, betont „Die Presse “.

Der restliche angemeldete Forderungsbetrag von rund 1,95 Milliarden Euro sei vom Insolvenzverwalter bestritten worden. Nach Einschätzung des KSV1870 und AKV könnte jedoch die Höhe der festgestellten Verbindlichkeiten noch deutlich wachsen. Denn „viele Forderungen konnten derzeit noch nicht abschließend geprüft werden, sei es, dass die vorgelegten Unterlagen unvollständig sind oder die Anspruchsgrundlagen erst zu klären sind“, so der AKV. Laut „Die Presse“ wurden vor allem große Forderungen zunächst nicht akzeptiert, weil diese in englischer Sprache eingereicht wurden. Hier müsste noch eine beglaubigte Übersetzung nachgereicht werden.

Dem Kreditschutzverband zufolge behaupten einige Gläubiger, dass Benko, obwohl er offiziell keine Funktion innerhalb der Signa-Gesellschaften ausgeübt hatte, wesentliche Entscheidungen getroffen habe. Aufgrund dieser vermuteten Einflussnahme sollen Ansprüche entstanden sein, für die Benko nun mit seinem Privatvermögen haften soll. „Der Insolvenzverwalter hat die Forderungen jener Gläubiger der Signa-Gesellschaften, welche persönliche Haftungen des René Benko geltend machen, bestritten“, sagte der Leiter des KSV1870 in Innsbruck, Klaus Schaller.

Die Gläubiger hätten jetzt die Möglichkeit, ihre Ansprüche in einem Zivilprozess anzumelden. Das Prozessrisiko für ein solches separates Verfahren schätzt der KSV1870 allerdings als sehr hoch ein. Der überwiegende Teil der vom Insolvenzverwalter bestrittenen Forderungen stamme von Gläubigern der Signa-Gruppe, welche nunmehr ihre Forderungen auch gegen Benko persönlich geltend machen.

rei/Reuters