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US-Investor steigt ein Teilehändler Autodoc mit 2,3 Milliarden Euro bewertet

Der Großteil des Autoteilehandels läuft offline, rund 200 Milliarden Euro schwer ist dieser Markt in Europa. Der Onlinehändler Autodoc möchte künftig ein größeres Stück von dem Kuchen und holt für seine Expansion einen US-Finanzinvestor an Bord.
Packen für die Kunden: Millionen private Schrauber aber auch immer mehr Autowerkstätten bestellen Autoteile über die Plattform Autodoc, die sie – wie hier in einem Berliner Lager – verpackt und dann verschickt

Packen für die Kunden: Millionen private Schrauber aber auch immer mehr Autowerkstätten bestellen Autoteile über die Plattform Autodoc, die sie – wie hier in einem Berliner Lager – verpackt und dann verschickt

Foto: Autodoc

Den ersten Versuch, sich über einen Börsengang Geld für die Expansion zu verschaffen, blies Autodoc  im Jahr 2021 kurzfristig ab. Kürzlich kokettierte der Berliner Autoteilehändler sogar mit einem zweiten Versuch, ließ aber offen, wann es so weit sein könnte. „Wir verspüren keinen Druck“, erklärte Finanzchef Lennart Schmidt im Interview . Nun geht der Onlinehändler zunächst einen anderen Weg und öffnet sich erstmals der Beteiligung eines externen Aktionärs.

Der US-Finanzinvestor Apollo erwerbe zusammen mit anderen Investoren eine Minderheitsbeteiligung, teilte Autodoc am Mittwoch mit. Damit steigt die Bewertung der 2008 gegründeten Plattform auf 2,3 Milliarden Euro. Im Zuge der Transaktion werden zwei Vertreter von Apollo in den Aufsichtsrat des Unternehmens einziehen.

Bislang hatten die Gründer Alexej Erdle (44), Vitalij Kungel (38) Max Wegner (37) nie Wagniskapital für ihren Onlineshop aufgenommen – und es gleichwohl auch so zu einem bemerkenswerten Wachstum gebracht: Den Angaben zufolge erwirtschaftete Autodoc im vergangenen Jahr einen Umsatz in Höhe von 1,3 Milliarden Euro und einen operativen Gewinn (Ebitda) von 130 Millionen Euro. Das sind rund 30 Prozent mehr als noch im Jahr 2022.

Idee eines Börsengangs nicht abgehakt

Die Idee eines Börsengangs hat Autodoc damit nicht aus den Augen verloren. „Wir bereiten uns Schritt für Schritt darauf vor und die sehr intensiven Prüfungen von Apollo vor ihrer Beteiligung bei uns, helfen dabei weiter", sagte CFO Schmidt gegenüber der „FAZ “.

Europaweit ordern rund 7,4 Millionen Kunden Teile bei Autodoc – bislang überwiegend private Schrauber, doch zunehmend auch immer mehr Werkstätten. Auch dank des frischen Geldes will der Teilehändler nun verstärkt im B2B-Bereich expandieren. „Wir wachsen in unserem Kerngeschäft und eröffnen gleichzeitig neue Möglichkeiten. Dabei sind wir in hohem Maße profitabel, generieren positiven Cash-Flow und sind schuldenfrei“, sagt CFO Schmidt. Dem Vorstand gehört noch CEO Dmitry Zadorozhny an.

Experten schätzen den Autoteilemarkt in Europa auf 200 Milliarden Euro. Online-Plattformen wie Autodoc haben daran bislang einen Anteil von lediglich 10 Prozent. Das Unternehmen sieht sich dabei als Marktführer in Europa und beabsichtigt, seine Position mit dem frischen Geld auszubauen.

Die Gründer sitzen als bestimmende Aktionäre im Aufsichtsrat. Das Gremium wird nun mit Jeremy Honeth, Partner bei Apollo Hybrid Value, und Manfred Puffer, Senior Advisor bei Apollo, auf insgesamt sieben Mitglieder aufgestockt. Autodoc beschäftigt laut eigenen Angaben rund 5000 Mitarbeiter in zehn verschiedenen Ländern. Der Onlinehändler führt 5,8 Millionen Produkte für insgesamt 172 Pkw-, 23 Lkw- und 154 Motorradmarken. Seit November 2022 firmiert das Unternehmen als europäische Aktiengesellschaft unter „Autodoc SE“.

rei