Nach Ortung gestohlener Airpods: Swat-Team stürmt Haus einer unschuldigen Familie

In Ferguson im US-Bundesstaat Missouri hat ein Swat-Team das Haus einer unschuldigen Familie gestürmt, weil Autodiebe Airpods aus einem gestohlenen Fahrzeug vor deren Grundstück auf der Straße platziert hatten. Das berichtet die Riverfront Times unter Verweis auf eine am vergangenen Freitag eingereichte Klage. Ereignet haben soll sich der Vorfall demnach schon im Mai 2023.

Der vorherige Fahrzeugdiebstahl hatte rund 12 Stunden vor der Durchsuchung stattgefunden, etwa 25 km entfernt vom Wohnsitz der Familie. Eine Gruppe von sechs Personen hatte gewaltsam einen Dodge Charger in ihren Besitz gebracht und floh damit. Ein Freund des Bestohlenen teilte der zum Tatort gerufenen Polizei daraufhin mit, dass er seine noch im Fahrzeug befindlichen Airpods über Apples Ortungsdienst Wo ist? aufspüren könne.

Auf Basis des ermittelten Standortes reichte einer der Strafverfolger schließlich einen Antrag auf einen Durchsuchungsbefehl ein. Darin erklärte er, er habe Grund zur Annahme, dass sich in dem dort befindlichen Haus Schusswaffen, Munition und anderes waffenbezogenes Material befänden.

Die Airpods lagen vor dem Haus

Der Klageschrift zufolge rückte ein Swat-Team noch am Abend desselben Tages an und durchwühlte das Haus, in dem eine unschuldige Familie wohnte. Die Einsatzkräfte verwiesen die Familienmitglieder aus dem Gebäude, durchsuchten ihre Möbel und rissen sogar Löcher in Wände und Zwischendecken.

Mehr als eine halbe Stunde nach dem Zugriff und nachdem das Swat-Team bereits eine große Unordnung angerichtet hatte, wurden die Airpods schließlich gefunden. Sie lagen vor dem Haus auf der Straße, wo die Autodiebe sie vermutlich aus dem gestohlenen Fahrzeug geworfen hatten.

Die unschuldige Familie klagt nun auf Schadenersatz, unter anderem wegen Belästigung, unangemessener Gewaltanwendung und Freiheitsentzug. "Es gab keinen hinreichenden Grund für den Durchsuchungsbefehl. Und hätte der Antrag vollständige Informationen enthalten, so hätte der Richter den Durchsuchungsbefehl nicht genehmigt", heißt es in der Klage.

Mindestens zwölf Jahre lang sei die Familie nicht mit dem Gesetz in Konflikt geraten. "Ein vernünftiger Polizist hätte sofort erkannt, dass es sich um das Haus einer unschuldigen Familie handelt und nicht um einen Ort, der von drogensüchtigen Kriminellen bewohnt wird", so der Vorwurf.

Anwalt kritisiert Ortungsdienst und Polizei

Bevis Schock, der Anwalt der geschädigten Familie, kritisierte in diesem Zusammenhang die Genauigkeit der Wo-ist?-Funktion von Apple. Er habe zusammen mit seinem Kollegen eine Stunde lang "damit herumgespielt". Sein Fazit: "Es ist einfach nicht so präzise."

Kritik richtete Schock aber auch an die Ermittler. "Es ist wirklich besorgniserregend, dass die Polizei bei so vielen Durchsuchungsbefehlen Swat-Teams einsetzt", so der Anwalt. "Die Art und Weise, wie sie angreifen, gleicht einer Militäroperation, und das müssen wir als Gesellschaft untersuchen."

Apples Ortungsdienst ist für viele Anwender durchaus nützlich, um verloren gegangene Gegenstände wiederzufinden. Der Dienst erlaubt nicht nur die Ortung moderner Apple-Geräte, sondern auch beliebiger Objekte, die mit einem Airtag ausgestattet sind. Die kleinen Bluetooth-Tracker stehen allerdings schon seit einiger Zeit in der Kritik, da Airtags bereits für Stalking und damit einhergehende Gewalttaten missbraucht wurden.